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Kultur: Tür an Tür

Kuratorin Anda Rottenberg stellt Künstler aus Polen vor

Im September beginnt im Martin-Gropius-Bau die große Ausstellung „Tür an Tür“, die nicht weniger als 1000 Jahre Kunst und Geschichte in Polen und Deutschland vorstellen soll. Und zwar aus polnischer Perspektive. Wie und warum, ist bereits jetzt zu erfahren. Ein neues Buch über Kunst aus Polen informiert darüber, was die Kuratorin antreibt: Anda Rottenberg, die große Dame der polnischen Gegenwartskunst.

„Polish!“ heißt der Band, herausgegeben von der Stiftung der Berliner Galeristinnen Asia Zak und Monika Branicka, der mit Farbbildern und monografischen Texten Künstler aus Polen vorstellt, unter ihnen Pawel Althamer, Agnieszka Polska, und Artur Zmijewski. Rottenberg, 1944 geboren, hat die Einführung geschrieben, eine scharfe Kritik am westlichen Blick auf polnische Kunst, wie ihn die ehemalige Direktorin der Warschauer Nationalen Kunstgalerie Zacheta beobachtet hat. Im Westen glaube man, so schreibt sie, die erfolgreiche polnische Gegenwartskunst sei dem Fall des Eisernen Vorhangs zu verdanken, dabei habe die Moderne in der Nachkriegskunst überlebt, etwa im Werk von Tadeusz Kantor und Wlodzimierz Borowski. Doch der Westen wisse das nicht, weil er sich nie für Polen interessiert habe. „Deshalb muss die polnische Geschichte nach dem Zweiten Weltkrieg jedes Mal von Neuem erzählt werden, denn nur ein solcher historischer Abriss gestattet, die Sonderstellung oder das Spezifische unserer Geschichte zu verstehen“, schreibt Rottenberg.

Auf wenigen Seiten nennt sie bereits so viele Namen und Fakten, dass ihre Ausstellung „Tür an Tür“ mit dem 700 Seiten starken Katalog wohl tatsächlich Deutschland und Polen in neuem Licht zeigen wird: Rottenberg will dazu beitragen, die Kulturgeschichte neu zu schreiben. Claudia Wahjudi

„Polish! Contemporary Art from Poland“, hg. Zak/Branicka Foundation, Hatje Cantz, Ostfildern 2011, 320 S., 520 Abb., 39,80 €

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