zum Hauptinhalt

UdK-Theater UNI.T: Nur die Liebe zählt

Die Gesangsstudenten der Universität der Künste Berlin bringen mit „La finta semplice“ eine Mozartoper auf die Bühne.

Mittwochmorgen, kurz vor zehn Uhr: Langsam trudeln die Sängerinnen und Sänger ins UdK-Theater UNI.T ein. Im Saal herrscht gute Stimmung. Es wird erzählt und gelacht, Kostüme werden anprobiert, gespannte Vorfreude liegt in der Luft. Seit Mitte April proben die Gesangs-Studenten hier für ihr Opernprojekt „La finta semplice“, eine turbulente Komödie um eine Gruppe verliebter junger Leute, die Mozart mit nur zwölf Jahren komponierte. 1769 wurde die Oper in Salzburg uraufgeführt. Gestern feierte sie an der UdK Premiere, während der Tage der offenen Tür wird sie täglich zu sehen sein.

Eines hat sich seit Mozarts Zeiten nicht verändert: „Was Selbstfindung und Liebesdinge betrifft, können junge Menschen gnadenlos sein, auch ihrer Umwelt gegenüber“, sagt Regisseurin Mira Ebert. Und um die Liebe geht es in dem Stück. Zwei reiche aber geizige Brüder hindern ihre Dienerschaft und ihre eigene Schwester Giacinta daran, aus Liebe zu heiraten. Da muss ein Plan her, damit das, was sich liebt, auch zueinander finden kann. Die schlaue Rosina soll sich dumm stellen und die beiden Brüder bezirzen, daher auch der Titel der Oper, der zu deutsch „Die verstellte Einfalt“ heißt. Auf diese Weise soll den Brüdern Don Cassandro und Don Polidoro ordentlich der Kopf verdreht werden, damit sie ihre Meinung über das Heiraten ändern.

Dies bildet den Ausgangspunkt für eine Komödie um eine Gruppe junger Menschen, die für das Erreichen ihrer Sehnsüchte streitet, leidenschaftlich und schonungslos, und die auf dem Weg der Selbstfindung auch vor Blessuren nicht Halt macht. „Wir wollen das Stück nicht historisieren, auch visuell nicht, sondern lassen es in einer modernen, abstrakten Umgebung spielen. So lässt man das Heutige zu und schafft gleichzeitig etwas Parabelhaftes“, sagt Mira Ebert. „Die jungen Sänger sind unglaublich ungestüm, voll unbändiger Lust und mit großem Engagement bei der Sache“, erzählt sie beeindruckt. „Darüber scheinen sie zu vergessen, was sie hier leisten. Eine Opernproduktion zu stemmen ist immer eine große Herausforderung, auch für Profis, die schon im Berufsleben stehen. Für diese jungen Leute ist es das umso mehr.“

In „La finta semplice“ können die Studenten viele Parallelen zu ihrem eigenen Leben entdecken: Die jungen Leute bei Mozart befinden sich stark in Selbstfindungsprozessen. Die Stückvorlage stammt von dem großen Meister der italienischen Komödie Carlo Goldoni. „Goldoni wusste, wie man die Wechselbeziehungen und Kämpfe unter den Menschen komödiantisch zeichnet. Unsere Aufgabe ist es nun, dies aus dem Stück herausarbeiten und die Zeichnungen bestimmter Typen sichtbar zu machen“, erklärt die Regisseurin.

Noch wird geprobt. Bewegungsabläufe müssen ausprobiert, Spielanweisungen geübt, Situationen und Gefühle der Figuren geklärt werden. Für jeden Sänger ist es eine große Herausforderung, Rezitative auf der Bühne mit Leben zu füllen, und „La finta semplice“ ist voll davon – was auch ein Grund dafür ist, dass sie nicht allzuoft gespielt wird. Rezitative sind einem Schauspiel sehr ähnlich und erfordern Höchstleistung von den Künstlern. Die Darsteller müssen in der Lage sein, sowohl als Schauspieler als auch als Sänger zu agieren. „Ich bewundere, mit welchem Engagement und welcher Kompetenz die Studierenden an dieses Projekt herangehen. Komödie zu spielen ist immer das Schwerste – und dann müssen sie dabei noch singen“, betont Mira Ebert. Das Spiel ist heute in der Oper genauso wichtig wie der Gesang. Wie viel Freude und Lust beides den Studenten macht, kann jeder sehen, der in den nächsten Tagen eine Vorstellung von „La finta semplice“ besucht.

Noch bis zum 14. Juli 2013, jeweils um 19.30 Uhr. UNI.T, Theater der UdK Berlin, Fasanenstraße 1 B, Charlottenburg, Eintritt: 10 Euro, ermäßigt 5 Euro

Mareike Blank

Zur Startseite