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Kultur: Über die Filmpolitik und den Bundeskanzler

Leonardo di Caprio: der ist süß und wer den küßt, kriegt von der Metropolenzeitung "B.Z.

Leonardo di Caprio: der ist süß und wer den küßt, kriegt von der Metropolenzeitung "B.Z." tausend Mark Belohnung. Will man den küssen? Unbedingt. Auch als Mann. Früher mußte ich zum Beispiel immer meinen Großonkel küssen, der roch nach Holzbein und "Old Spice"-Rasierwasser. Da sind bei Leonardo di Caprio schon differenziertere Gerüche zu erwarten.

Bei der Pressekonferenz von Leonardo di Caprio war es aber leider überfüllt. Man kam in den Saal nicht hinein und musste draußen stehen. Die Fotografen waren ganz wild. Dabei wäre es vernünftiger gewesen, die Kameras wegzuwerfen und Leonardo di Caprio zu küssen, dafür hätten die Fotografen tausend Mark gekriegt, viel mehr als für jedes Foto. Leonardo di Caprio sagte im Wesentlichen, dass er müde sei, und unter Jet Lag leide, und dass er nichts zu Jörg Haider sagen wolle. Stattdessen sagte er immer wieder: "You know". Ich leide unter Jet Lag, you know. Ich will zu Haider nichts sagen, you know. Namhafte Ärzte bestätigen, dass dieses You-Know-Phänomen bei Personen, die unter Jet Lag leiden, gar nicht so selten vorkommt.

Es ging um den Film "The Beach". Das ist ein Film von Danny Boyle, dem Regisseur von "Trainspotting", aber kein guter, bis auf die Liebesszene mit Leonardo di Caprio und der göttlichen Tilda Swinton. Am Strand! Auf so ein Traumpaar muss man erst einmal kommen. Ansonsten erinnert "The Beach" recht stark an das Buch "Lord of the Flies" von William Golding, das wir alle im Englischunterricht gelesen haben. Bloss ist der Film ein bisschen mehr Waschiwaschi als das Buch, und das Buch war ja auch schon Waschiwaschi. Es wollte auch kein Journalist etwas zu dem Film fragen, bis Moritz de Hadeln persönlich intervenierte, der Festivalchef, und die Journalisten ultimativ dazu aufforderte, Fragen zum Film zu stellen. Daraufhin fragte jemand Tilda Swinton: "Wie finden sie diesen Rummel um Leonardo di Caprio?" Tilda Swinton überlegte lange. Dann antwortete sie: "Ich finde ihn interessant." Was für eine Frau!

Bald darauf war die Pressekonferenz auch schon zu Ende.

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