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Nicht nur gut mit Kamm und Schere. Viele Friseure zeigen sich als kreative Namensgeber, wenn es um ihre Salons geht.

© dpa

Über wortwitzige Friseure und Blogger: Ich will verföhnt werden!

Deutschland, Land der Dichter und Schwärmer. Viele von ihnen besitzen einen Friseursalon oder sind als Blogger unterwegs. Eine Kolumne über zwei Berufsgruppen im Pokalrennen um das Wortverdrehertum.

Haben sich nicht gerade erst sämtliche Wortkünstler bei der Buchmesse in Leipzig versammelt? Nein, die noch besseren Poeten lassen sich in freier Wildbahn finden, in der so genannten Wirklichkeit. Kein Schriftsteller übertrifft die Phantasie und das Sprachgenie des haarverarbeitenden Gewerbes. Friseusen und Friseure erfüllen die alte Feuilletonisten-Forderung, dass ein origineller Text Locken auf der Glatze zu drehen hat. Schnitt für Schnitt entstehen bei Karin, Esma oder Tilo gut gestufte Wortspiele, die den Leser nach Herzenslust verföhnen.

Die Namen der Salons sind Kurzgedichte, in die Stadt gemalt. „Vier-Haareszeiten“, „Kamm in!“, „Haarbracadabra“, „SaHaaRa“, „Chaarisma“, „Hair Reinspaziert!“, „Tilo’s Hairberge“, „Vorhair – Nachhair“, „Liebhaarber“. Die halbironische Kundenansprache folgt haargenau der Erkenntnis, dass auch Schreiben bloß ein Handwerk ist, so wie Waschen, Schneiden, Legen. Noch zwei Beispiele: „Pony & Clyde“ und „Hairtie“.

Youtuber haben einen eigenen Sprachcode entwickelt

Allerdings steht eine andere Berufsgruppe kurz davor, den Goldpokal fürs beste Wortverdrehertum zu übernehmen. Youtuber sind die neuen Helden der Jugendkultur, vor zwei Jahren kam der erste Youtuber-Film mit dem Titel „Kartoffelsalat“ in die Kinos und fand 360 000 Besucher, vor kurzem brachte Panini Sammelbilder der „#webstars2017“ heraus. Sie nennen sich „Steinente“, „Yitte“ (ehemals „WhyTitty“), „Inzucht-TV“, „Paluten“, „Dr. Banx“, „Lochis“ oder „Big Eyes“, kommentieren Computerspiele, erzählen drauflos oder geben Schminktipps. Erwachsene sollen draußen bleiben, deshalb haben die Youtuber einen eigenen Sprachcode entwickelt. Akk = ist mir egal. Skyen = abheben. Flittern = über Twitter flirten. Meganice = supertoll. Aschi = asoziales Arschloch.

Youtuben kann Kunst sein, wie bei Julien Bam aus Köln, der aufwändige, kinonahe Videos über Schul-Superhelden produziert. Youtuben kann auch sehr erfolgreich sein: Der Schwede PewDiePie hat mit Gameplay-Filmen 54 Millionen Abonnenten gefunden. Unglaublich? Isso!

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