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Kultur: Überall schöne Stellen

DSO-Solisten spielen in Altfriedland.

Es lächelt der Klostersee neben dem Feldsteinbau der Klosterkirche in Altfriedland, einem der lieblichsten Orte, den die Brandenburgischen Sommerkonzerte in diesem Jahr für eine ihrer Landpartien gewählt haben. Unweit von Schloss und Park Neuhardenberg gelegen, ist es ein stilleres Fleckchen, dessen Kulturgeschichte und Mauerreste auf ein Zisterzienserinnenkloster aus dem 13. Jahrhundert zurückweisen. Hier erklingt nun Musik, die aufs Land passt. Da das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin sich in vielen der Brandenburger Konzerte und in der Künstlerischen Leitung seines Solotrompeters Joachim Pliquett wesentlich repräsentiert, bietet sich eine „DSO-Solistenkür“ geradezu an. Hier in der alten Kirche geht es nun darum, junge Orchestermitglieder vorzustellen, die seit wenigen Jahren in Spitzenpositionen arbeiten.

„Ich habe einfach mein Horn gespielt“, sagt Paolo Mendes im Gespräch mit dem unprätentiös moderierenden Orchesterdirektor Alexander Steinbeis über seine Berufswahl. Als Aushilfe hat er angefangen und gelangte, geboren 1988 in Hamburg und ausgebildet in Rostock, schon 22-jährig in die Berliner Soloposition. Dass im DSO eine „tolle Atmosphäre“ herrscht, darin ist er sich mit Thomas Hecker einig. Hecker hat es „am längsten mit der Blockflöte ausgehalten“, bevor er Oboenunterricht in der Heimatstadt Zwickau am Robert-Schumann-Konservatorium erhielt. Naheliegend, dass er als Lieblingskomponisten Schumann nennt.

Beide sprechen von ihren Instrumenten als der „Seele“ des Orchesters, beide äußern sich mit großer Bescheidenheit, weil sie ihrer Jugend gemäß noch Lernende sind, die sich „von allen was sagen lassen“, gemeint sind die älteren Kollegen. Die Jungen haben „noch längst nicht alle bekannten Werke gespielt“, vieles ist daher neu für sie.

Auswendig und liedhaft spielt Paolo Mendes eine Sonate von Josef Gabriel Rheinberger, die den Vollklang seines Horns wie eine zweite Natur zum Ereignis macht. Ein unraffiniertes, kantables Musizieren, geradlinig, dynamisch sensibel. Wald und Jagd und „überall schöne Stellen“ verbindet er mit seinem Instrument. In Werken von Schumann und Francis Poulenc zeigt Thomas Hecker eine animierte Fabulierlust auf der Oboe.

Beiden Spielern der Melodieinstrumente kommt konzertfüllend das gewinnende Engagement der Pianistin Anna Kirichenko aus Odessa zugute, einst Leygraf-Schülerin, heute Dozentin an der Hochschule für Musik Hanns Eisler. Ihr kammermusikalischer Beitrag ist mehr als Einfühlung.

In einem Trio für Oboe, Horn und Klavier Opus 188 des nahezu vergessenen Carl Reinecke beweisen die drei Musiker im Zusammenspiel, dass „Genrekunst“ auch durchaus inspirierte Musik sein kann. Sybill Mahlke

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