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Kultur: Übung für künstliche Inseln

ARCHITEKTUR

Nicht gefältet und ganz ohne Blasen – die Architektur von Felix Claus und Kees Kaan verzichtet auf jene Extreme, die holländische Architektenkollegen in den letzten Jahren höchst beeindruckend zelebrieren. Claus en Kaan , beide Anfang Vierzig, sind eher einer rationalistischen Tradition verpflichtet – ohne dass sie deshalb weniger Erfolg hätten, wie die lange Liste verwirklichter Projekte veranschaulicht. Auch bei den Projekten, die jetzt in der Galerie Aedes West unter dem Titel „Beauftragt“ zu sehen sind, kommt keine Langeweile auf (S-Bahn-Bogen am Savignyplatz, bis 17. Januar 2003, Katalog 10 €). Als höchst differenziert erweist sich das Museum des Konzentrationslagers Vuhgt mit einer Fassade aus Backstein und Terrakotta. Das Konzept des Niederländischen Forensischen Instituts in Ypenburg ist dagegen eine Übung in architektonischem Minimalismus. Doch bei aller Klarheit und Reduzierung verzichten Claus en Kaan auf historisierende Formalismen, wie sie in Deutschland derzeit gern gepflegt werden. Als zwiespältig erweist sich dagegen ihre Stadtplanung für Ijburg im Osten Amsterdams. Auf dieser Ansammlung künstlicher Inseln sollen künftig 50000 Menschen leben. Möglich wird dies nur durch eine extreme städtebauliche Dichte, die auch die Innenbereiche der Blockränder einbezieht. Das mag man als Weiterentwicklung der Idee der europäischen Stadt loben. Insgesamt hinterlässt die Stadtplanung mit den verdichteten Blockrändern – trotz differenzierter Höhenentwicklung – jedoch den Eindruck einer höchst unangenehmen Beengung.

Jürgen Tietz

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