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Kultur: Und der Himmel möchte weinen Jan Kelchs Abschied von der Gemäldegalerie

Dunkle Wolken schieben sich über die Berliner Gemäldegalerie, als ob der Himmel über den Weggang ihres Direktors seit 1996 weinen wollte. Das Motiv ziert die Einladung zum heutigen Abschiedsfest von Jan Kelch.

Dunkle Wolken schieben sich über die Berliner Gemäldegalerie, als ob der Himmel über den Weggang ihres Direktors seit 1996 weinen wollte. Das Motiv ziert die Einladung zum heutigen Abschiedsfest von Jan Kelch. Ihm selbst ist nach Tränen wenig zumute; vielmehr freut er sich aufs wissenschaftliche Arbeiten, frei von administrativen Verpflichtungen. Als Rembrandt-Spezialist bleibt er weiterhin gefragt und wird 2006 die große Jubiläumsausstellung zum 400. Geburtstag des Künstlers in Amsterdam und Berlin mitorganisieren.

„Es war eine großartige Zeit“, resümiert Kelch: „Eine Herausforderung, die Museumsleuten nicht häufig begegnet.“ In der Tat: Kelch durfte nicht nur den Neubau am Kulturforum vor sechs Jahren eröffnen, er hatte auch die Aufgabe, die 3000 Werke der durch den Mauerbau getrennten Sammlung wieder zusammenzuführen. Für den 1939 geborenen Berliner war das ein „bewegendes Erlebnis“. Schon als Student an der Freien Universität und junger Kustos zu Beginn der Siebzigerjahre in Dahlem wusste er nur zu gut um die fehlenden Pendants im Ostteil der Stadt.

Die 1991 von ihm im Alten Museum eingerichtete Rembrandt-Ausstellung war ein erster Triumph der wiedergewonnenen Möglichkeiten. An diesen Erfolg hat Kelch jedoch nie mehr anknüpfen können. Nach wie vor lassen die Besucherzahlen der Gemäldegalerie zu wünschen übrig. Bis heute gibt es kein Besucherleitsystem, das Ortsfremden den Weg vom Potsdamer Platz zur Gemäldegalerie weisen würde. „Es ist absurd“, zuckt Kelch resigniert mit den Schultern. Sein Nachfolger Bernd Lindemann, der nach Jahren am Kunstmuseum Basel wieder an die Staatlichen Museen Berlin zurückkehrt, dürfte darin seine vordringlichste Aufgabe sehen.

Bis heute leidet die Gemäldegalerie darunter, dass sie im Konglomerat der Museen am Kulturforum verschwindet, während die großen Häuser in Wien, London, Amsterdam, Dresden als Solitäre auch äußerlich eine Identität besitzen. Trotzdem beharrt Kelch auf dem jetzigen Standpunkt; die Idee eines Umzugs auf die Museumsinsel, die er Anfang der Neunziger noch selbst mitverfochten hatte, hält er heute für Utopie. Die für einen Erweiterungsbau nötigen Gelder würden weit eher in andere Projekte wie den Schlossplatz fließen, ist er sicher. Trotzdem wird auch die Gemäldegalerie bei der Wiedereröffnung des Bodemuseums 2006 mit von der Partie sein. Die dort residierende Skulpturensammlung durfte sich bereits 150 Gemälde aussuchen – zur Ergänzung der eigenen Bestände. Kelchs eigene Aufmerksamkeit wird dann jedoch weit mehr auf das nördliche Ende der Museumsinsel gerichtet sein. Dort ist dann im Alten Museum seine zweite große Rembrandt-Ausstellung zu sehen.

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