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Unesco-Schadensbericht: Museumsinsel: Welterbestatus nicht bedroht

Der aktuelle Unesco-Schadensbericht kritisiert unter anderem der Bau der Mittelrheinbrücke nahe der Loreley. Die Planungen im Stadtbahnsaal des Berliner Pergamonmuseums werden jedoch nicht angezweifelt.

Die von der Unesco anerkannten Stätten des Weltkulturerbes, darunter knapp drei Dutzend deutsche, kommen meist nur dann zu Bewusstsein, wenn es Klagen gibt. Dresden und das mittlere Elbetal hat den Status bekanntlich eingebüßt, wegen der unsäglichen Autobrücke, die die Lokalpolitiker partout haben wollen.

Am Montag wurde im Alten Museum Berlin der aktuelle Bericht „Heritage at Risk“ präsentiert, den Icomos, der International Council on Monuments and Sites, jährlich für die Unesco erstellt. Betrübliches ist weltweit zu berichten. Die japanische Atomkatastrophe ist dabei noch gar nicht berücksichtigt, Icomos-Präsident Michael Petzet nennt lediglich die Zahl von rund 150 Stätten des nationalen Kulturerbes, die japanischen Behörden zufolge betroffen sind. Der nun vorgestellte Bericht behandelt den Zeitraum 2008 – 2010 (Hendrik Bäßler Verlag, Berlin, 212 S., 19,80 €): Mitteilungen aus Haiti und Chile rufen verheerende Erdbeben in Erinnerung; Kambodscha beklagt Zerstörungen aufgrund des Grenzkrieges mit Thailand.

Ein trauriges Kapitel ist Italien. Nichts hat sich seit 2009 im erdbebenverwüsteten L’Aquila getan, wie Fotografien zeigen. Der Zusammenbruch der Gladiatorenschule in Pompeji, eine Folge behördlicher Schlamperei, wird mit Zeitungsberichten dokumentiert. Beinahe schon rituell ist die Klage über die systematische Vernachlässigung der Avantgarde der zwanziger Jahre in Russland – nichts tut sich da, ungeachtet der ebenso rituellen Versprechen seitens der Politik.

In Deutschland stehen vergleichsweise kleine Probleme zur Diskussion: der Bau der Mittelrheinbrücke nahe – zu nahe – der Loreley, die Rekonstruktion der Dessauer Meisterhäuser – Petzet: „Die Intervention der Unesco ist notwendig“ – und natürlich der lokal angeheizte Streit um den Stadtbahnsaal des Pergamonmuseums. Während Verfechter der dortigen, von Schließung „bedrohten“ Fensternischen den Untergang des Weltkulturerbes Museumsinsel an die Wand malen, sieht Petztet „keinen Grund, die Planung in Zweifel zu ziehen“. Die „gute Aufstellung“ der Architekturmonumente wie der jetzt umstrittenen M’schatta-Fassade des Islamischen Museums sei schließlich „eine Spezialität der Berliner Museen“ und somit Teil des als Welterbe ausgezeichneten Ensembles.

Landeskonservator Jörg Haspel lobte dann noch das Investitionsprogramm des Bundes für die Welterbestätten als „weltweit einzigartig“: 150 Millionen Euro umfasst die „erste Tranche“, 70 weitere Millionen sind eingeplant. Dergleichen wünschte man sich für die Notstandsgebiete der Welt. Bernhard Schulz

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