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Ralph Brinkhaus.

© dpa

Unions-Fraktionsvorsitzender gegen US-Produktionen: Ralph Brinkhaus fordert mehr Geschichten "aus unserem Kulturkreis"

Der CDU-Politiker Ralph Brinkhaus sorgt sich in einem Essay um die Marktmacht US-amerikanischer Kulturpolitik. Sein Text klingt nach rechtsdrehender Rhetorik.

Für ein Fachblatt, das sich „Politik und Kultur“ nennt, ist die Idee nicht ganz abwegig: Ralph Brinkhaus, den Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU- Fraktion im Bundestag, darum zu bitten, einen Essay zum Thema „Wie sieht die Kulturnation des 21. Jahrhunderts aus?“ zu schreiben.

Brinkhaus ist zwar Wirtschaftswissenschaftler und hat in der Industrie gearbeitet sowie als Steuerberater, bevor er 2009 ins Parlament einzog, aber er gehört nun einmal zu den Entscheidern unter den Volksvertretern, die über die Verteilung der staatlichen Gelder befinden, auch für Kultur.

Leider gerät Ralph Brinkhaus in dem Text zum ungewohnten Thema aber doch einiges durcheinander. Da fordert er, wir müssten auf nationaler Ebene „der zunehmenden Marktmacht insbesondere US-amerikanischer Produktionen mit einer aktiven, fördernden Kulturpolitik begegnen“, weil Erzählungen oder Themen „aus unserem Kulturkreis“ nur selten „groß rauskommen“.

Andererseits aber betont er, wir seien „immer noch Teil eines christlich-abendländisch geprägten Kulturkreises, der Amerika und Europa umfasst“. Ja, was denn nun?

Und wenn Brinkhaus behauptet, heutzutage könne dem Bedürfnis nach „Zugehörigkeit, Selbstvergewisserung und Besinnung auf die eigenen geistigen und kulturellen Wurzeln nur aus der eigenen Kultur begegnet werden“, dann hört sich das nach opportunistisch rechtsdrehender Rhetorik an. Brinkhaus hat seinen Wahlkreis in Gütersloh, in der Idylle von Ostwestfalen-Lippe also, in der aber gleichzeitig auch mehrere Top-Unternehmen ihren Sitz haben, wie Bertelsmann oder Miele. Und so wie seine Region ist dann eben auch die Argumentation des CDU- Mannes: schwankend zwischen Provinzialität und Weitblick.

Die Kulturnation soll nicht nur auf die Städte schauen

Die „Kulturnation des 21. Jahrhunderts“, die er imaginiert, ist ein Deutschland, das weiterhin auf seine Theater, Opernhäuser und Orchester stolz ist, ein Land, das der „jungen Generation“ die vielfältige Museumslandschaft dadurch schmackhaft macht, dass dort Erlebnisse „durch den Einsatz von modernen Medien“ noch verstärkt werden.

Aber diese Kulturnation soll nicht nur auf die Städte schauen, sondern auch in die Fläche. Dort, im ländlichen Raum, nämlich gilt es laut Brinkhaus, Ankerpunkte zu halten, indem man den örtlichen Kinos bei der Digitalisierung hilft und einen Preis für besondere lokale Buchhandlungen schafft.

Mit dieser Forderung rennt er offene Türen ein, gerade auch bei seiner Parteifreundin Monika Grütters. Die Kulturstaatsministerin finanziert mit ihrem 1,9-Milliarden-Euro-Etat ja nicht nur die Berliner Leuchttürme, sondern engagiert sich auch bei der Förderung des deutschen Films, hat eine Auszeichnung für kleine Stadttheater geschaffen, unterstützt Live-Musikclubs, vergibt Investitionsmittel für dezentrale Kulturstätten und Denkmäler.

„Kultur muss einen Bezug haben zum Leben vor Ort“, schreibt Brinkhaus. Wirklich? Künstler selber hat es immer in die Ferne gezogen. Und auch im 21. Jahrhundert sollte es ihnen jeder nachtun, um die Vielfalt der Völker für sich entdecken, ob real auf Reisen oder beim Eintauchen in faszinierend fremde Bildschirmwelten. Vernetflixt nochmal.

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