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Kultur: Unsere kleine Welt

Dinge, die als überkommen galten, sind ja derzeit wieder in. Darf man das?

Dinge, die als überkommen galten, sind ja derzeit wieder in. Darf man das? Keine Sorge, wir reden hier nicht über Fahnen oder Neo-Patriotismus. Sondern über den guten alten Techno. Den gibt es jetzt ja auch wieder, in wenigen Wochen, am 15. Juli, wenn die schwarz-rot-goldene Fan-Meile wieder frei gekehrt sein wird, ist Loveparade. In Friedrichshain gibt es am Wochenende schon mal eine Techno-Party. Sie nennt sich „Unsere kleine Welt (UKW)“. Wie bitte? Wollte Techno nicht mal hinaus in die ganz große Welt? Die Straße des 17. Juni besetzen und ganz Ibiza? Mindestens? Was ist da passiert?

Das ist nicht der Einbruch der Neokons in die Welt der Beeps and Bleeps, der Drogen und der idealen Körpermaße. Das ist, wie der erste Flyer der monatlich im Rosis stattfindenden Clubnacht zeigt, die Vorstellung eines kleinen gemütlichen Hauses, eher einer Hütte, die Rauchzeichen in den blauen Himmel sendet. Hier will jemand Signale senden – und offenbar klar machen, dass man allerfeinsten und avantgardistischen Tek-House hören kann und dabei doch noch an innere Werte glauben. Aufschwung Ost-Kiez heißt die Party (Sa, 24. Juni ab 23 Uhr im Rosis, Revaler Str. 29), und auch hier wieder dieser Gedanke der Lokalliga. Nun muss man gerechterweise sagen: DJ Pierre, den die Organisatoren um Nils Ohrmann eingeladen haben, war jahrelang Resident-DJ in einem Kasseler Techno-Club namens „Aufschwung Ost“. Also liegt die Assoziation „Ost-Kiez“ nahe. Dennoch: Eigentlich überflüssig, den Ost-Kiez Friedrichhain zu beschwören, denn da läuft doch seit ein paar Jahren alles bestens. Die Simon-Dach-Straße als Touristenschwemme wirft so viel ab, dass ständig neue Technoläden aufmachen können. Erst das Berghain, dann das Raumklang und die Bar 25 und jetzt mit dem UKW im Rosis ein weiterer Club, der geschmackssichere elektronische Musik serviert.

Drei Wochen vor der Loveparade tut das auch not. Minimal Techno etwa ist nicht gleichzusetzen mit Techno-House. Darum ist es wichtig, den Berlinern zu verstehen zu geben, dass Techno nicht nur Bumm, Bumm ist. Sondern ein äußerst differenziertes musikalisches Feld. Man kann ein guter Mensch sein und trotzdem Techno hören.

Nadja Geer

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