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Leserjury

© Mike Wolff

Unsere Leserjury: Kino ohne Ende

Bei der Berlinale werden neun Tagesspiegel-Leser in zehn Tagen 37 Filme sehen. Wir stellen das Plenum vor.

Neun Stunden am Stück, das war bislang die längste Zeit, die Gilbert Wolter im Kino verbracht hat. Fünf Filme hintereinander sah er da, bei einem Festival. Anschließend waren seine Haut blass und die Augen gerötet, doch Wolter glücklich. Im Kinosessel ist dem 51-Jährigen Ausdauer Ehrensache. Eine gute Voraussetzung für seinen neuen, zehntägigen Job als Berlinale-Leserjuror des Tagesspiegels.

Gemeinsam mit acht weiteren Ausgewählten wird sich Gilbert Wolter während des Festivals die 37 Filme ansehen, die im Hauptprogramm des Internationalen Forums des Jungen Films gezeigt werden. Das sind weit mehr Filme, als alle anderen Juroren der Berlinale begutachten müssen, und es ist auch, wie Forums-Leiter Christoph Terhechte betont, die „wahrscheinlich schwerste Aufgabe des Festivals“. Denn zum Schluss müssen sich die neun Juroren auch noch auf einen Siegerfilm einigen.

Holger Kühne hat in seiner Bewerbung daher sicherheitshalber ein Versprechen gegeben. „Ich habe Durchhaltevermögen“, steht in dem kleinen Heft, das der Pädagoge als buntes Mini-Drehbuch gestaltet hat. „Die Bewerbung oder Warum ich 2009 zur Berlinale möchte“, lautet der Titel. Natürlich hat sich der 56-jährige Berliner extra für das Festival Urlaub genommen. Ebenso wie Schauspieler Carl von Hollen, 33, und Josef Schlemmer, 39. Schlemmer reiste gar aus New York an, wo er an einer High School Deutsch unterrichtet. Juror Philipp Otte, 23 Jahre alt, nutzt hingegen die freie Zeit vor dem Beginn eines Regiestudiums in Buenos Aires.

Unter den insgesamt 148 Bewerbungen fiel besonders die von Sabine Seidel, 31, auf: Sie bastelte ein kleines Berlinale-Palast-Heimkino, beklebte es mit rotem Teppich und schickte es als feuerrotes Paket in die Redaktion. Antje Wilms’, 30, Bewerbung sah aus wie eine Tagesspiegel-Seite, inklusive Nachricht über das „Berlinale-Wetter“: natürlich schönster Sonnenschein.

Und die 23-jährige Regieassistentin Aline Noack dokumentierte „ihr Leben mit Film“ und sendete jede Menge Fotos. Filme gibt es bei ihr schon zum Frühstück – so zeigt ein Bild zwei Videokassetten in einem Toaster. Von Kino „nie genug“ bekam in den vergangenen Berlinale-Jahren Gabriele Rohnke, 45. Als Jurorin kann die Mitarbeiterin im Berliner Landeskriminalamt dies in den kommenden zehn Tagen wettmachen.

Wie sie ihre Leidenschaft für Film entdeckten und wie es sich als Juror bei der Berlinale lebt, wird ab morgen täglich zu lesen sein. Wen die Leserjury als Sieger kürt und wer somit den vom Tagesspiegel mit 3000 Euro dotierten Preis erhält, wird am Samstagnachmittag, 14. Februar, in der Saarländischen Landesvertretung bekannt gegeben. Einen Tag später wird der Siegerfilm in Anwesenheit der Jury noch einmal für alle gezeigt: um 21.30 Uhr, im Cinemaxx 4 am Potsdamer Platz. Katja Reimann

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