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Das umstrittene und verhüllte Großbanner in Kassel.

© dpa

„Unter Generalverdacht gestellt“: Kassels OB kritisiert Documenta-Absage von Scholz

Kassels Oberbürgermeister schreibt einen Brief an den Kanzler. Dessen Reaktion auf den Antisemitismus-Skandal sei unangemessen.

Nach der Erklärung von Olaf Scholz, nicht zur documenta fifteen zu kommen, hat der Kasseler Oberbürgermeister Christian Geselle einen Brief an den Bundeskanzler geschrieben (beide SPD). Der OB halte die Absage Scholz' für unangemessen, da so die documenta „quasi unter Generalverdacht gestellt werde“, zitierte die „Hessische/Niedersächsische Allgemeine“ einen Rathaussprecher. Weitere Details zu dem Brief wurden am Freitag nicht bekannt, die Inhalte seien nicht öffentlich, teilte der Sprecher der Deutschen Presse-Agentur mit.

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Ein Besuch des Bundeskanzlers ist kein fester Bestandteil des documenta-Programms. Scholz hatte mit Blick auf den Antisemitismus-Eklat bei der documenta erklärt, die Weltkunstausstellung nicht zu besuchen. Den Gegenstand des Skandals, ein Kunstwerk des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi, hatte Scholz über eine Sprecherin als „abscheulich“ bezeichnet. Die Arbeit „People's Justice“ hatte wegen antisemitischer Bildsprache für eine Welle der Empörung gesorgt, am Dienstagabend war das Banner entfernt worden.

Der Stadt-Sprecher erklärte auch, dass derzeit keine Aufsichtsratssitzung vorgesehen ist. Bei den Sitzungen des Gremiums, dem Vertreter der Gesellschafter Stadt Kassel und Land Hessen angehören, werden üblicherweise auch mögliche strukturelle oder personelle Veränderungen erörtert. Zuletzt hatte es Rücktrittsforderungen gegen die Generaldirektorin der documenta fifteen, Sabine Schormann, gegeben, die aber an ihrem Amt festhält.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hatte am Vortag Konsequenzen für die Struktur der Kunstausstellung gefordert und einen entsprechenden Plan vorgestellt. Im Kern geht es darin darum, dass der Bund mehr Einfluss auf die documenta will. Die Verantwortlichen müssten zeitnah sicherstellen, „dass keine weiteren antisemitischen Werke auf der documenta ausgestellt werden“.

Künftig sollen Verantwortlichkeiten „klar abgegrenzt und vereinbart werden“. Auf die Frage, wie die Stadt diese Pläne sieht, erklärte der Sprecher: „Die Planungen sind der Stadt Kassel nicht bekannt.“ (dpa)

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