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Kultur: Unter Perlen

Rauschende Mikrophone, barocke Klangwellen, verschwimmende Bilder und Texte: Im "Vineta Exkurs" der Theatergruppe AKT drängen sich dem Besucher die Wasser-Metaphern nur so auf.Er trifft im Foyer des Podewil auf eine künstliche Unterwasserwelt, in der er zunächst herumirrt zwischen Overhead-Projektoren, farbigen Aquarien und Leinwänden.

Rauschende Mikrophone, barocke Klangwellen, verschwimmende Bilder und Texte: Im "Vineta Exkurs" der Theatergruppe AKT drängen sich dem Besucher die Wasser-Metaphern nur so auf.Er trifft im Foyer des Podewil auf eine künstliche Unterwasserwelt, in der er zunächst herumirrt zwischen Overhead-Projektoren, farbigen Aquarien und Leinwänden.Und wird Zeuge, wie zwei junge Darsteller unbeirrt auf der Suche sind nach einer Märchenwelt.Ernsthaft, kindlich und unprätentiös.

Vineta heißt das Zauberwort, dem Tone Avenstroup und Otmar Wagner seit Januar in einem Performance-Projekt auf der Spur sind: jene Märchenstadt, traumhaft reich und gottlos, die der Sage nach im 12.Jahrhundert in der Ostsee versank, keiner weiß, wo.Seitdem geistert sie durch Mythen und Märchen, Gedichte, Lieder und Erzählungen.Das Atlantis des Nordens ist Objekt für ernsthafte archäologische Forschungen wie für triviale Schatzgräbermentalität.

In "Vineta Exkurs" kommen alle Stimmen zu Wort: Der polnische Archäologe wie der Geo-Report, die Ostseezeitung und ein Drama aus den 30er Jahren, Italo Calvino, Michel Foucault, Heinrich Heine und Wilhelm Müller.Raunende Stimmen, verwoben zu einem Geflecht aus fragmentarischen Texten, Musik und Kunst.Die beiden Darsteller lassen sich treiben in einer Welt einfachster, wirkungsvoller Theatermittel.Mikrophonverstärktes Atmen ersetzt Meeresbrandung, von schrägen Dias an die Wand gemalt.In Aquarien schwimmen Folien, die über Overhead-Projektoren verwaschen Noten, Texte, Karten auf durchscheinende Leinwände werfen.Später, wenn diese Bilder mittels rotierender Spiegel den Raum umschweben und ihn in grün-blaues Licht tauchen, entsteht die Illusion einer nur unklar faßbaren, verführerischen Vision.Luft, die mittels Aquarienschläuchen in die Becken gepumpt wird, erscheint projiziert wie ein Haufen Perlen, der die Bilder langsam begräbt.Es sind Luftblasen.Nach nur 45 Minuten ist man entlassen, steht auf der Straße, am U-Bahnhof Vinetastraße vielleicht, vom Lärm der Großstadt umtost, fühlt sich aufgetaucht aus einer Welt der Stille.Verlorenes Reich.

CHRISTINA TILMANN

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