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Kultur: Unter Strom

Das Kino-Poem „Der Dieb des Lichts“

Von Maris Hubschmid

Nach Lichtgestalten sehnen sich die Menschen überall. In Svet-Ake haben die Bewohner von Kok-Moinok, einem kirgisischen Dorf, buchstäblich eine gefunden. Als einziger Elektriker weit und breit sorgt der rundgesichtige Mann dafür, dass in den Häusern von Kok-Moinok Licht brennt. Tags wie nachts klettert er in schwindelerregende Höhen, um Stromleitungen zu reparieren. Und Svet-Ake hat eine Vision: Windräder sollen künftig die Gegend mit Strom versorgen und den Weg in die Unabhängigkeit von gewissenlosen Konzernen ebnen.

Regisseur Aktan Arym Kubat thematisiert in seinem zweiten Film aber nicht die Energiepolitik. Vielmehr ist „Der Dieb des Lichts“ eine zeitlose, märchenhaft anmutende Studie über Raffgier und Moral – und das nicht ohne Robin-Hood-Mentalität. Svet-Ake ist über die Nöte seiner mittellosen Nachbarn im Bilde, also hilft er ihnen, Strom zu stehlen. Leider ist der vierfache Vater weniger weitsichtig als Englands legendärer Gerechtigkeitskämpfer. Als er endlich einen Unterstützer gefunden zu haben glaubt, hat sich der Wind längst gedreht.

Zwar ist „Der Dieb des Lichts“ konsequenter erzählt als Kubats preisgekröntes Debüt „Beschkempir – Der fremde Sohn“, der eher eine Sammlung von Impressionen darstellte. Zahlreiche poetische, oft mit Situationskomik gespickte Szenen verleihen dem Film einerseits sein Flair, lenken aber mitunter von der eigentlichen Handlung ab. Das Mäandern verzeiht man Kubat jedoch gern, weil er in der Hauptrolle erstmals selber vor der Kamera steht und sich als wahrer Meister der Mimik entpuppt. Wunderbar anrührend die Szenen zwischen ihm und seiner Frau, die in leisen Tönen von ihrer großen Liebe erzählen. Klare, eindrucksvolle und zugleich angenehm unaufgeregte Bilder machen die andere Stärke dieser sehenswerten Produktion aus. Maris Hubschmid

In Berlin im Kant-Kino, Lichtblick und Moviemento; OmU: Hackesche Höfe, Lichtblick

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