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Kultur: Unter Verdacht

Für Amerikaner ist China das, was für uns Neuseeland ist: der magische Fluchtort, wo sie den Kopf wieder an die Luft stecken würden, grüben sie sich geradewegs durch die Erde.In den schönsten Szenen von "Digging to China" (so der Originaltitel) ersinnt sich das Mädchen Harriet (Evan Rachel Wood) fantastische Fluchtmöglichkeiten - weit weg von dem Provinzmotel, in dem Mutter und Schwester ein schlampiges Regiment führen.

Für Amerikaner ist China das, was für uns Neuseeland ist: der magische Fluchtort, wo sie den Kopf wieder an die Luft stecken würden, grüben sie sich geradewegs durch die Erde.In den schönsten Szenen von "Digging to China" (so der Originaltitel) ersinnt sich das Mädchen Harriet (Evan Rachel Wood) fantastische Fluchtmöglichkeiten - weit weg von dem Provinzmotel, in dem Mutter und Schwester ein schlampiges Regiment führen.Ihr realer Fluchtversuch aber mit einem Ballon-Fluggefährt scheitert am ersten Baum.Der wirkliche Weg aus der Mädcheneinsamkeit führt über die Begegnung mit einem anderen Menschen in eine zwar ferne, aber diesseitige Welt.Harriet schließt Freundschaft mit dem geistig behinderten Ricky (Kevin Bacon): Wie alle Irren im Kino, die nicht gerade Mörder sind, hat er immer Lebensweisheiten auf der unbeholfenen Zunge.Ähnlich wie unlängst in "Lawn Dogs" bezieht dieser erste Langfilm des Schauspielers Timothy Hutton seine Triebkraft aus dem Kontrast zwischen den verkommenen Verhältnissen und der Unschuld der Beziehung zwischen Mädchen und einem Mann, der zur Sexualität so unfähig wie unwillig ist.Und auch hier steht im Zentrum eine gemeinsam verbrachte Nacht, deren unschuldigen Verlauf die Erwachsenen bis zur Gewalttätigkeit anzweifeln.

Warum sucht das US-Kino derzeit nach Unbedarftheit ausgerechnet im Bündnis vorpubertärer Mädchen und impotenter Männer? Der Clinton-Effekt? Vielleicht kommt ja bald ein Präsident, dessen größtes Glück die 31 Geschmacksrichtungen einer Eiskremfirma sind. S.H.

Maxx Potsdamer Platz, Filmbühne Wien

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