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Im Rahmen des Umzuges nach Berlin wurde das Verlagsarchiv von Suhrkamp ins Literaturarchiv nach Marbach gebracht und dort dauerhaft eingelagert.

© dpa/picture alliance

Unternehmen: Suhrkamp, der Neu-Berliner

Der Umzug vom Suhrkamp Verlag nach Berlin hatte auch ökonomische Gründe. Doch diese seien nicht ausschlaggebend gewesen, so Thomas Sparr, stellvertretender Verlagsleiter.

Die Einladung klang verheißungsvoll: „Suhrkamp, der Neu-Berliner – Selbstverständnis und Zukunftsperspektive“, so hatte der „Medien Dialog Berlin“ sein Thema überschrieben und dafür Thomas Sparr, den stellvertretenden Verlagsleiter des Suhrkamp Verlags gewonnen. Sparr sollte in einem Vortragssaal der Deutschen Kinemathek unter anderem über den Umzug nach Berlin, die Gründe dafür und die Positionierung des Verlags in seinem neuen Umfeld referieren. Das tat er, eloquent, nicht unsouverän, aber ohne wirklich Neues zu verraten.

Immerhin räumte Sparr ein, dass es ökonomische Gründe für den Umzug gab: Berlins Förderprogramm zur Ansiedlung von Unternehmen einerseits sowie – im Fall des Verbleibens in Frankfurt am Main – die notwendige und eben nicht billige Renovierung des Verlagshauses in der Lindenstraße. Nein, so Sparr weiter, die ökonomischen Aspekte sollten nicht zu gering veranschlagt werden. Wiewohl, ganz klar, sie nicht ausschlaggebend gewesen seien, sondern: die hohe Dichte der in Berlin lebenden Autoren, die Verlagsstadt Berlin, die Anziehungskraft der Stadt auf neue Mitarbeiter, die guten Erfahrungen mit der Suhrkamp-Dependance in der Fasanenstraße, der Standortvorteil für die Zukunft, der in Berlin größere und bessere „Resonanzraum für die Vermittlung unserer Inhalte“.

Da fehlten eigentlich nur noch die breiteren Bürgersteige, auf denen es sich in Berlin so schön nebeneinander hergehen lässt, wie es Verlegerin Ulla Unseld-Berkéwicz einmal sagte. Was nicht fehlte: der Hinweis, dass das für Suhrkamp vorgesehene Nicolai-Haus „kontaminiert“ und noch im Umbau sei. Dabei ließ Sparr vielsagend offen, ob das Haus für Suhrkamp überhaupt noch infrage komme, schließlich gibt es in Berlin viele „interessante Immobilien“. Genauso wenig fehlte der Hinweis auf die „feuilletongesteuerten Fantastereien“ zu den Umzugsgründen, die Sparr ins Reich der Spekulationen verwies: „Ein Unternehmen muss das anders bewerten.“

Verständlicherweise vage blieb Thomas Sparr hinsichtlich der Zukunftsperspektiven. Schließlich weiß man bei Suhrkamp genau wie bei anderen Verlagen nicht, wie sich die zunehmende Digitalisierung und das veränderte Leseverhalten junger Menschen auf den Buchmarkt auswirkt. Die nahe Zukunft dagegen ist gesichert: Am 28. August richtet Suhrkamp das traditionelle Sommerfest des LCB aus. Und genau einen Monat später gibt es im Roten Rathaus eine Feierstunde aus Anlass des sechzigjährigen Verlagsbestehens.

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