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Urheberrecht und Film: Der Filmemacher Andres Veiel und das liebe Geld: Wie ich Rupienmillionär wurde.

Ohne Preis kein Film: Der Regisseur Andres Veiel berichtet, wie er über die Runden kommt. Filmförderung und Preisgelder sind unverzichtbar.

Als ich anfing, war es schwer, von meiner Arbeit zu leben. Es war noch vor meinem Erstling „Winternachtstraum“, ich hatte Gefängnistheater gemacht, das war aber vorbei. Mein Vater wollte mich nur unterstützen, wenn ich promoviere, was ich jedoch nicht wollte. Das Alten-Theaterstück, aus dem dann „Winternachtstraum“ wurde, brachte 7000 Mark ein, mehr verdiente ich nicht in dem Jahr. Es reichte für die Pizza Margherita, Funghi war nicht drin. Ich wachte morgens auf und hatte einen Mühlstein um den Hals.

Meine Filme schreibe ich zwar selber, habe aber immer einen Produzenten. Die Finanzierung läuft klassisch: Mit dem Drehbuch gehen wir zu den Sendern, beantragen Gelder bei der Filmförderungsanstalt, beim Kulturstaatsminister und den Ländertöpfen. Für einen Spielfilm suchen wir außerdem Weltvertrieb und Verleih: Ohne deren Vorab-Minimumgarantie gibt es keine Förderung. Bei meinem RAF-Film „Wer wenn nicht wir“ (2011) ging es relativ schnell. Die Finanzierung stand nach neun Monaten, die zwei, drei Jahre intensives Schreiben und Recherchieren nicht mitgerechnet. „Winternachtstraum“ kostete 400 000 Mark, „Balagan“, der Dokumentarfilm über eine israelische Theatergruppe, schon 700 000. „Black Box BRD“ (2001) und „Die Spielwütigen“ (2004) lagen bei 750 000 Euro, „Wer wenn nicht wir“ bei knapp fünf Millionen.

Für meine Arbeit als Autor und Regisseur bekomme ich Honorare, die Rechte liegen jedoch bei den Produzenten. Dass ich mit 15 Prozent an den Netto-Einnahmen beteiligt bin, könnte sich jetzt erstmals auszahlen: Nach elf Jahren hat „Black Box BRD“ dank neuer Fernsehverkäufe und der DVD das break even erreicht. Wobei die etwa 100 000 illegalen Downloads und Streamings einen Einnahmeverlust bedeuten: Hätten nur 30 Prozent dieser Leute eine DVD gekauft, wären wir früher auf plus/minus null gewesen.

Während der Vorbereitung eines Filmprojekts kann ich zum Teil von Preisgeldern leben: Allein der Hessische Filmpreis für Regie ist mit 30 000 Euro dotiert. Im indischen Poona habe ich mit „Wer wenn nicht wir“ gerade den Hauptpreis gewonnen, jetzt bin ich Rupienmillionär. Eine Million Rupien sind 15 000 Euro. Die schon bei den Nominierungen hoch dotierten Deutschen Filmpreise bilden eine solide Grundlage für die Finanzierung des nächsten Films: Wer Förderung beantragt, muss ja zehn Prozent Eigenanteil nachweisen. Mit der Lola für „Black Box BRD“ (200000 Euro) ging „Wer wenn nicht wir“ an den Start.

So profitiere ich vom deutschen Filmfördersystem, vor allem von den kulturellen Filmpreisen. Am kontinuierlichsten verdiene ich mit meinen Theaterstücken Geld, an denen ich die Rechte selber besitze. Anders als beim Film gibt es im Theaterbereich kein komplettes Buy-out, bei dem ich als Autor alle Verwertungsrechte abtreten muss. Bei „Der Kick“ konnte ich die Verfilmungs- und Hörspielrechte weiterverkaufen, zudem wurde das Dokumentarstück über den rechtsradikalen Mord in Potzlow seit der Premiere in Basel und am Gorki-Theater 2005 weltweit an rund 60 Bühnen gespielt. Der Theaterverlag kassiert 25 Prozent für seine Mühe, meine Autorenrechte zu vertreten. Ich bekomme pro Vorstellung an kleineren Bühnen 60 bis 80 Euro, dank Urheberrecht. Momentan arbeite ich an einem Stück fürs Deutsche Theater, auf Grundlage von Interviews mit Bankern. Film, Theater, meine Sachbücher, das Unterrichten an Hochschulen: Mit diesen vier Säulen kann ich mir Brot und Pizza leisten, Pizza Funghi ist drin. Der Mühlstein ist weg.

Aufgezeichnet von Christiane Peitz.

Andres Veiel, 1959 in Stuttgart geboren, lebt als Filmemacher und Theaterauto in Berlin. Seine wichtigsten Filme: „Black Box BRD“, „Die Spielwütigen“, „Wer wenn nicht wir“.

Von Andres Veiel

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