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Urteil: Türkische Autorin zu lebenslanger Haft verurteilt

Die in Berlin lebende türkische Schriftstellerin Pinar Selek ist in einem umstrittenen Verfahren in Ankara zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Berufungsgericht habe einen früheren Freispruch aufgehoben, berichteten türkische Medien.

Die Richter befanden Selek demnach für schuldig, sie sei als Sympathisantin der verbotenen Kurdischen Arbeiterpartei PKK an einem tödlichen Bombenanschlag auf einen Basar in Istanbul beteiligt gewesen.

Bei einer Explosion im historischen Gewürzbasar waren im Juli 1998 sieben Menschen tödlich verletzt worden, darunter drei Kinder. Es blieb danach strittig, ob eine Bombe gezündet oder eine Gasflasche explodiert war.

Pinar Selek sagte der Nachrichtenagentur dpa dazu am Dienstag in Berlin, sie werde ihren Fall vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg bringen. "Ich fühle mich müde, sehr müde", sagte sie. "Aber ich bin eine starke Frau, weil ich nicht allein bin." Sie werde jetzt in Deutschland bleiben.

Der deutsche Literaturnobelpreisträger Günter Grass hatte sich bei einem Türkei-Besuch im April für die Soziologin und Autorin Selek eingesetzt. Grass, der auch Ehrenpräsident des deutschen PEN-Zentrums ist, übergab dem türkischen Kulturminister Ertugrul Günay eine Solidaritätserklärung für Selek mit 479 Unterschriften von Autoren und Politikern in Deutschland.

Selek ist derzeit deutsche PEN-Stipendiatin für Autoren im Exil und lebt nach eigenen Angaben in Berlin. Zu den Unterzeichnern der Solidaritätserklärung gehörten neben Grass Peter Härtling, Norbert Lammert, Martin Mosebach, Cem Özdemir, Rüdiger Safranski, Joachim Sartorius, Martin Walser, Heidemarie Wieczorek-Zeul und Christa Wolf. (dpa)

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