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Kultur: US-Wahl: Vor allem keine Einmischung

Meldungen über das Kopf-an-Kopf-Rennen bei den Präsidentenwahlen in den USA nahm Russland mit kaum verstecktem Bedauern zur Kenntnis. Medien und Politiker machen keinen Hehl daraus, dass sie den Republikaner George Walker Bush favorisierten.

Meldungen über das Kopf-an-Kopf-Rennen bei den Präsidentenwahlen in den USA nahm Russland mit kaum verstecktem Bedauern zur Kenntnis. Medien und Politiker machen keinen Hehl daraus, dass sie den Republikaner George Walker Bush favorisierten. Die kremlnahe Website strana.ru veröffentlichte in den vergangenen Tagen eine wahre Flut von analytischen Materialien, die die angeblichen Vorzüge des Texaners priesen. Bush junior, so der Tenor, werde sich vor allem um innenpolitische Probleme kümmern, wodurch Russland eine Chance erhält, seine in der Ära Jelzin heftig ramponierte Position als außen- und sicherheitspolitischer globaler Krisenmanager wenigstens in Teilen zurückzugewinnen. Gore dagegen denkt nach Meinung der Kremlstrategen zu viel und zu laut über die Rolle Amerikas als einzig verbliebene Supermacht nach und steckt zudem seine Nase zu oft und zu tief in innere Angelegenheiten Russlands. Vor allem, wenn es um die Missachtung der Menschenrechte geht.

Offenbar vermochten nicht einmal die scharfen antirussischen Ausfälle von Bush den Glauben Moskaus zu erschüttern, mit einem Republikaner auf dem Chefsessel im Washingtoner Weißen Haus besser zu fahren. Bush hatte bei einer Fernsehdebatte die Russland-Politik Clintons vernichtender Kritik unterzogen und dem Kandidaten der Demokraten, Al Gore, vorgeworfen, tatenlos zugesehen zu haben, wie der damalige Premier, Viktor Tschernomyrdin, Gores Partner in der gemeinsamen Wirtschaftskommission, westliche Kredite "privatisierte." Tschernomyrdin drohte Bush daraufhin mit Klage wegen Ehrabschneidung.

Russlands Experten waren sich vor der Wahl weitgehend einig, dass es im Falle eines Wahlsiegs von Bush keine grundsätzlichen Änderungen in Washingtons Russland-Politik geben werde. In diesem Falle bleiben allerdings auch die Stolpersteine im Verhältnis der nunmehr einzigen Supermacht erhalten und das sind momentan nicht wenige. Nach den Wahlen wird die Entscheidung über das geplante nationale Raketenabwehrsystem fällig, gegen das Moskau Sturm läuft, um eine neue Runde im Wettrüsten zu vermeiden. Für zusätzliche Irritationen sorgen Sanktionen gegen russische Unternehmen, die verdächtigt werden, dem Iran Know-how für Kernwaffen geliefert zu haben.

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