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Kultur: USA - China: "Europa nimmt einen wichtigen Platz ein"

Ulrike Guérot ist Leiterin der Arbeitsstelle Europabei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin. Frau Guérot, US-Präsident Bush tourt gerade durch Asien.

Ulrike Guérot ist Leiterin der Arbeitsstelle Europa

bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) in Berlin.

Frau Guérot, US-Präsident Bush tourt gerade durch Asien. Ist das ein Beleg dafür, dass Europa in der amerikanischen Außenpolitik eine untergeordnete Rolle spielt?

Nein, Bush ist auch regelmäßig in Europa. Mit dem gleichen Recht gibt es eine amerikanisch-asiatische Besuchsdiplomatie.

Welche Rolle will Europa denn in der US-Außenpolitik spielen?

Europa nimmt nach wie vor einen wichtigen Platz ein. Wir haben nach dem 11. September trotz aller Probleme in der Koordinierung der europäischen Aktivitäten eine starke Loyalität mit den Amerikanern gesehen. Es gab und gibt Diskussionen darüber, wie wir die Institutionen - Beispiel Nato und Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik (ESVP) - den neuen Herausforderungen anpassen können. Die USA verfolgen das mit Interesse

Zeigt die Kritik an den Bush-Äußerungen zur "Achse des Bösen" und die demonstrative Gelassenheit des Präsidenten darauf nicht, dass die Europäer ihre Rolle überschätzen?

Die Amerikaner tendieren dazu, nicht alles so ernst zu nehmen, was aus Europa an Kritik kommt. Die USA fordern zu Recht über die Kritik hinaus konstruktive Vorschläge und ein stärkeres Engament im Bereich der Verteidigung - vermutlich stärker, als Europa das überhaupt leisten kann. Die USA sind als einzige Nation vielfältig in der Weltpolitik aktiv. Doch die Gratwanderung zwischen Über- und Unterschätzung bleibt schwierig. Die Amerikaner wissen auch, dass die EU wirtschaftlich ein Machtfaktor ist.

Gibt es eine gemeinsame Linie in Europa?

Wir haben den Amerikanern gerade mitgeteilt - und da ist der deutsche Außenminister nicht der einzige -, dass wir militärisch gesehen zwar nicht so stark sind wie sie. Aber auch wir haben weltpolitische Ordnungsvorstellungen und schließen uns nicht kritiklos jeder Aktion der Amerikaner an.

Was heißt das konkret?

Dem Irak muss jetzt eine Chance gelassen werden. Die Feuerprobe ist, ob Saddam Hussein die Inspektoren der Vereinten Nationen ins Land lässt, um zu prüfen, ob Massenvernichtungswaffen produziert werden.

Im Zweifel mit Gewalt?

Die europäischen Staaten dürfen nicht kategorisch ausschließen, dass es zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen den Irak kommen könnte. Denn das Regime stellt auch für uns eine Bedrohung dar.

Die USA neigen zu militärischen Aktionen.

Diese Kreuzritter-Sprache ist uns Europäern fremd. Wir setzen auf Konfliktvorbeugung, und das können wir vielleicht besser als die USA. Die sind vielleicht besser, wenn es darum geht, mit einem scharfen Schlag eine Eskalation zu verhindern.

Wären die USA überhaupt bereit, sich mit Strategien Europas auseinanderzusetzen?

Das werden sie müssen. Die Zeiten, in denen die Amerikaner alleine auf der Welt agieren, sind vorbei. Es gibt mehrere Akteure, gegen die man nichts machen kann oder sollte. Europa hat eine gewichtige Stimme. Auch andere Akteure wie Russland, China oder Japan haben ein Gewicht, auch wenn sie nicht in der Lage wären, eine militärische Aktion wie die Amerikaner alleine durchzuführen.

Frau Guérot[US-Präsident Bush tourt g]

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