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Kultur: Uwe Lausen & Daniel Richter

Er hat die 68er-Revolte vorweggenommen und den knallbunten Zynismus Martin Kippenbergers oder Albert Oehlens. Sein Galerist nennt ihn respektvoll den „ersten Drogie Deutschlands“.

Er hat die 68er-Revolte vorweggenommen und den knallbunten Zynismus Martin Kippenbergers oder Albert Oehlens. Sein Galerist nennt ihn respektvoll den „ersten Drogie Deutschlands“. Der 1941 geborene Uwe Lausen lebte ein schnelles, radikales Leben, das in einem frühen Freitod mit 29 Jahren endete. Die Galerie Contemporary Fine Arts (Sophienstraße 21; bis 22. April, Dienstag bis Freitag 10 – 13 und 14 – 18 Uhr, Sonnabend 11 – 17 Uhr) zeigt nun Gemälde (38 000 – 86 000 Euro) und Zeichnungen (8600 Euro) des genialischen Autodidakten und stellt sie den großformatigen Gemälden eines Wilden heutiger Zeit gegenüber: Daniel Richter (150 000 Euro).

Der frühe Situationist trifft den ehemaligen Punk. Seit dieser sich vom abstrakten zum gegenständlichen Ausdruck bewegt, ähneln sich die expressiven Bildwelten beider Maler. Da sind deformierte Körper ohne Kraft, gebrochene Figuren; bei Lausen wortwörtlich abgerissene Gestalten ohne Köpfe. Bei Richter sind es hässliche Nazis und ausgemergelte Massen, Punks und Penner. In den Bildern der Maler stehen, schwanken, schweben diese Verlorenen in surrealistischen Landschaften oder in kosmischer Nacht. Manchmal lösen sich die düsteren Unglücksorte zu Mustern auf. Lausens Ornamente erinnern an aztekische Verzierungen und an psychedelische Plattencover. Richter, der die Farbe unsauberer aufträgt, verwäscht das Figürliche in flimmernde Abstraktion. Erschreckend, wie sehr sich die künstlerische Antwort auf das dumpfe Westdeutschland der 60er und Daniel Richters Positionen zur Gegenwart gleichen. Liegt es an Lausen oder an Richter? Oder vielleicht doch an der Gegenwart?

Daniel Völzke

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