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Kultur: Valentins Tag

fahndet nach der deutschen Komödienkultur Deutscher Humor ist nicht exportierbar, damit haben wir uns mittlerweile abgefunden. Aber wer ist schuld daran?

fahndet nach der deutschen Komödienkultur Deutscher Humor ist nicht exportierbar, damit haben wir uns mittlerweile abgefunden. Aber wer ist schuld daran? Die häufigste Erklärung lautet immer noch: Adolf Hitler. Und dann werden Namen wie Ernst Lubitsch und Billy Wilder genannt, als Vertreter einer untergegangenen oder vertriebenen Komödienkultur. Die These hat nur einen Haken: Ernst Lubitsch ist mit relativ ernsten Filmen international bekannt geworden. Seine frühen Komödien, die er gegen Ende des Ersten Weltkriegs gedreht hat, wurden nicht exportiert. Auch Billy Wilder war kein weltbekannter Komödienexperte, als er 1933 aus Deutschland fliehen musste. Kein deutscher Humorist konnte international mit Chaplin, Keaton, Laurel & Hardy oder den Marx-Brothers konkurrieren. Das gilt ebenso für die besten italienischen oder französischen Komiker, ist also keine Schande.

Die Neue Galerie in New York hat unlängst mit der Ausstellung „Comic Grotesque“ an Karl Valentin (1882 - 1948) erinnert, den mit Abstand bedeutendsten deutschen Filmkomiker. Dass selbst er international wenig bekannt ist, liegt zum Teil an seinem eigentümlichen Sprachwitz. Immer wieder bringt er seine Mitmenschen zur Verzweiflung, indem er Sätze verdreht und entstellt. Valentin hat sich auch nie angebiedert. Wie Heinz Rühmann war er der kleine Mann aus dem Volk, der den Großen die Stirn bietet, aber Valentin war dabei unfreundlich und ungepflegt, sein dürrer Körper steckte in schlecht sitzenden Anzügen. In der NS-Zeit wurde er geduldet, geriet jedoch wegen „Elendstendenzen“ in die Kritik. Wer Lust auf destruktive Komik hat, kann jetzt vier Kurzfilme sehen, die 1933/34 entstanden sind: „Orchesterprobe“, „Der Theaterbesuch“, „Im Schallplattenladen“ und „Der verhexte Scheinwerfer“. Immer an seiner Seite: Liesl Karlstadt (Sonntag im Arsenal).

Ein indirekter Welterfolg für den deutschen Humor gelang Reinhold Schünzel, der noch als Schauspieler unter Lubitsch angefangen hat, mit der Verwechslungs- und Travestiekomödie Viktor und Viktoria (1933). Indirekt, weil der Film selbst nicht weltweit gezeigt worden ist, es jedoch überall Remakes gegeben hat, zuletzt als Musical mit Julie Andrews (1982). Schünzels Original bleibt die beste Fassung: Kurz nach Hitlers Machtantritt gedreht, zelebrierte Schünzel eine kosmopolitische Kultur, die bald in den Untergrund gehen musste (Sonnabend im Arsenal).

Wenig Konkurrenz hatte der deutsche Film in einem Genre, das ziemlich in Verruf geraten ist – dem Bergfilm. Nur in Deutschland wurden systematisch Skifahrer zu Kameramännern ausgebildet, um dem Publikum den nötigen Nervenkitzel zu verschaffen. Arnold Fanck war der Pionier des Bergfilms. Seine Darsteller riskierten ihr Leben, während die Hollywood-Kollegen für Skiszenen nur Kniebeugen vor einer Rückprojektion machten. In Fancks Der heilige Berg (1925) spielten Luis Trenker und Leni Riefenstahl die Hauptrollen (Freitag im Zeughaus-Kino, mit Live-Musikbegleitung).

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