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Kultur: Verbrauchtes Vertrauen

Babelsbergs Studio-Chefin Gabriela Bacher muss gehen

So hatte sich das Festkomitee die Sache nicht vorgestellt: Am kommenden Montag will man in Babelsberg 90 Jahre Studiogelände feiern – und ein paar Tage vorher geht die Chefin selbst von Bord. Gabriela Bacher, erst im Oktober 2001 zur Geschäftsführerin der von Vivendi Deutschland betriebenen Studio Babelsberg Motion Pictures GmbH berufen, ist offenbar aufgrund eines akuten Zerwürfnisses mit Vivendi-Geschäftsführer Thierry Potok am Dienstag von ihrem Posten entbunden worden. Potok führt nun zusätzlich selbst die Geschäfte.

„Das Vertrauensverhältnis ist durch ein brutales Ereignis zerstört worden“, sagte Potok gegenüber dem Tagesspiegel. Die Entlassung sei nicht auf justiziable Versäumnisse Frau Bachers zurückzuführen, auch habe sie nichts mit dem Engagement der französischen Vivendi-Zentrale zu tun. Er habe sie ad hoc und allein getroffen.

Gabriele Bacher, 41-jährige Wienerin, zuvor bei Kirch und der Constantin angestellt, hatte zuletzt vor allem mit geplatzten oder aufgeschobenen Filmprojekten – etwa „Borgia“ und dem Leni-Riefenstahl-Projekt mit Jodie Foster – von sich reden gemacht. Bei beiden erhoffte sich das Studio Großaufträge im Hollywood-Rahmen, wie sie zuvor etwa für „Enemy at the Gates“ und „Der Pianist“ abgeschlossen werden konnten. Nach zwei ordentlichen Jahren, in denen man sich den schwarzen Zahlen genähert habe, entwickle sich das Geschäftsjahr 2002 „katastrophal“, sagte Potok. Das sei jedoch nicht Frau Bacher anzulasten, sondern eine Folge der derzeitigen schweren Krise im internationalen Filmproduktionsgeschäft.

Der Zehn-Jahres-Vertrag mit dem französischen Weltkonzern Vivendi, der das Studiogelände nach der Wende übernommen und modernisiert hatte, endet im Dezember 2002. Von einem Rückzug des Unternehmens aus Babelsberg sei derzeit jedoch nicht die Rede, sagte Potok weiter. Am 25. September werde die neue Leitung in Frankreich bekannt geben, wie sie sich im Filmsektor künftig engagiere. Das hat Stil. Schließlich liegt das Datum schicklich nach dem Babelsberg-Jubiläum. Jan Schulz-Ojala

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