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Günter Grass

© AFP

Vergangenheitsbewältigung: Günter Grass lehnt Vertriebenenzentrum ab

Günter Grass stellt in Prag die tschechische Version seines Buches "Beim Häuten der Zwiebel" vor. Dabei erklärt der Literaturnobelpreisträger, woher das Motiv für den Titel kommt und kommentiert das Thema Vertreibung kritisch.

Günter Grass ("Die Blechtrommel") hat bei einer Lesung in Prag preisgegeben, woher er den Titel seiner autobiografischen Notizen "Beim Häuten der Zwiebel" nahm. "Das Motiv findet sich bei Henrik Ibsen, 'Peer Gynt'", sagte Grass am Freitagabend in Prag, wo er im Goethe-Institut die tschechische Übersetzung des Buchs vorstellte. Durch Ibsens Werk sei ihm klar geworden, dass Zwiebeln zwar viele Häute, aber keinen Kern haben. "Und meine Mutter nannte mich 'mein kleiner Peer Gynt'", erzählte Grass.

Der Auftritt des Literaturnobelpreisträgers stiess in Prag auf großes Interesse. Obwohl Lesung und Diskussion per Video in einen zweiten Saal des Goethe-Instituts übertragen wurde, konnten viele Besucher wegen Platzmangels nicht eingelassen werden. "So oft ich durfte", so Grass, sei er schon in den 60er Jahren in die damalige kommunistische Tschechoslowakei gekommen. Mit vielen Literaten des Landes wie Vaclav Havel und Pavel Kohout verbinde ihn eine Freundschaft.

Grass äußerte sich auch zu dem Thema Vertreibung. Viele "haben durch deutsche Schuld ihre Heimat verloren", sagte der 80-Jährige. Ein spezielles Vertriebenen-Zentrum in Berlin, wie von der Bundesregierung geplant, lehne er deshalb ab. Dies sei weder der richtige Ort noch Ansatz, der geschichtliche Zusammenhang fehle. Hingegen unterstützte Grass den polnischen Vorschlag, in seiner Geburtsstadt Danzig (Gdansk) ein Dokumentationszentrum zum Zweiten Weltkrieg mit einer Abteilung zum Thema Vertreibung zu eröffnen. (mist/dpa)

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