zum Hauptinhalt

Kultur: Vergessen

Skulpturen von Grete Schick beim Fischer KunsthandelVON MARKUS KRAUSEEigentlich weiß man fast nichts über sie: Geboren, gestorben, dazwischen Jahre des Studiums, der Aufenthalte im Ausland, Rückkehr nach Deutschland, Bürotätigkeit und Aufgabe der künstlerischen Arbeit.Gründliches Vergessen.

Skulpturen von Grete Schick beim Fischer KunsthandelVON MARKUS KRAUSEEigentlich weiß man fast nichts über sie: Geboren, gestorben, dazwischen Jahre des Studiums, der Aufenthalte im Ausland, Rückkehr nach Deutschland, Bürotätigkeit und Aufgabe der künstlerischen Arbeit.Gründliches Vergessen.Grete Schick ist das Paradebeispiel eines Künstlers der verschollenen Generation.Viele von denen, die in den 20er Jahren noch zu jung waren, um sich einen Namen zu machen und dann von den Nazis behindert wurden, haben nach 1945 keinen Fuß mehr auf die Erde gekriegt.Aber daß jemand wie sie, die in den 30er Jahren so eindrucksvolle Holzskulpturen schuf, nach dem Krieg tatsächlich jahrzehntelang unentdeckt bleiben konnte?Achtzehn Skulpturen sind bei Fischer zu sehen, praktisch alles, was vom Lebenswerk im Nachlaß übriggeblieben ist.Blockhafte Figuren von verhaltener Expressivität, einfache Leute mit kindhaft großen Köpfen, Soziales ohne Pathos, das Ganze ungeglättet, mit den lebendigen Spuren des Schnitz-Werkzeugs.Zuweilen denkt man an Barlach, an Christoph Voll, und doch haben ihre Werke etwas ganz Eigenes, Selbstständiges.Selbstständig war Grete Schick auch als Person.Sonst wäre die gebürtige Frankfurterin nach dem Studium an der Essener Kunstgewerbeschule nicht zunächst mit einem Stipendium nach Italien und anschließend nach Paris gegangen.Da war sie Anfang zwanzig.Aus dem halbjährigen Paris-Aufenthalt wurden fünf Jahre, 1935 kehrte sie nach Deutschland zurück.1935! Für eine Bildhauerin wie sie war hier nun nichts mehr zu gewinnen.Sie konnte von Glück sagen, daß sie in ihrer Heimat bisher nicht in Erscheinung getreten war, sich zu keiner modernen Künstlergruppierung bekannt hatte, sonst wäre ihr das Leben zur Hölle gemacht worden.Langfristig jedoch war dies ihr Schaden.Ohne Einbindung in einen Gruppenzusammenhang blieb sie für die Forschung der Nachkriegszeit unsichtbar.Nun findet von der 1981 gestorbenen Künstlerin, die in den 40er Jahren aufhörte zu arbeiten, die erste Ausstellung seit fünfzig Jahren statt.Fischer hätte gern einen Katalog gedruckt, bevor die Werke in alle Winde zerstreut werden.Allein, es fehlt das Geld.Aber Fotos hat er gemacht - gegen ein zweites Vergessen. Fischer Kunsthandel, Xantener Straße 20, bis 20.Juni; Mittwoch bis Freitag 13-19 Uhr, Sonnabend 11-14 Uhr.

MARKUS KRAUSE

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false