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Vergessene Jubilare: Purcell! Spohr! Martinu!

Jörg Königsdorf bricht eine Lanze für zu Unrecht übergangene Jubilare.

Gegen Haydn, Händel und Mendelssohn kommt keiner an. Angesichts der Omnipräsenz der drei diesjährigen Großjubilare fallen alle anderen Komponisten, derer man auch noch gedenken könnte, quasi flach. Schon um den 1659 geborenen Henry Purcell dürfte sich außerhalb Britanniens kaum jemand kümmern, ganz zu schweigen von Tonsetzern wie dem 1909 ins Grab gesunkenen Isaac Albeniz, dessen „Iberia“ immerhin zu den schönsten Zyklen der gesamten Klavierliteratur gehört. Dabei wären gerade diese Fälle interessant: Wäre 2009 nicht ein guter Anlass, anlässlich seines 150. Todestags die stilistisch hoch interessanten Sinfonien von Louis Spohr in historischer Aufführungspraxis zu entdecken – und sei es nur, um sie den in etwa zeitgleich geschriebenen Werken von Mendelssohn-Bartholdy gegenüberzustellen?

Pustekuchen: Gefeiert und aufgeführt wird im Wesentlichen wieder einmal das, was der Konzertbesucher ohnehin schon kennt. Umso schöner, dass sich diese Woche in den Berliner Konzertprogrammen noch Platz für zwei Werke von Bohuslav Martinu findet. Auch der 1959 gestorbene Tscheche wäre eigentlich jemand, dessen Schaffen auch in Berlin einer umfassenderen Initiative würdig wäre: zum Beispiel durch eine konzertante Aufführung seiner Oper „Julietta“, wie sie die BBC gerade mit Magdalena Kozená in der Titelpartie präsentiert hat. Aber das kann ja noch kommen.

Immerhin steht Martinus’ vierte, 1945 im amerikanischen Exil geschriebene Sinfonie am Samstag und Sonntag bei den Berliner Philharmonikern auf dem Programm. Die Tatsache, dass Dirigent Alan Gilbert, neuer Chef der New Yorker Philharmoniker, das Stück kurz darauf auch mit seinem eigenen Orchester aufführen wird, bürgt für eine gründliche Vorbereitung. Solche Stücke brauchen das besonders, damit die Individualität ihrer Tonsprache fassbar wird.

Dass am Freitag in der Komischen Oper ebenfalls ein Werk des Tschechen auf dem Programm steht, ist beinahe schon Anlass, ein kleines Martinu-Festival auszurufen. Unter der Leitung von Kirill Petrenko hatte sich das Orchester mit einer Gesamtaufnahme der Sinfonien des DvorákSchwiegersohns Josef Suk einen Kompetenzvorsprung in tschechischer Sinfonik aufgebaut. Davon können Dirigent John Axelrod unddas Solistenpaar Yaara Tal und Andreas Groethuysen bei Martinus Konzert für zwei Klaviere hoffentlich profitieren.

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