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Kultur: Verkorkt

Minimalpoesie: der französische Künstler Mathis Collins in der PSM Galerie

Eine ausgehöhlte Korkeiche erhebt sich hüfthoch im Raum, Löcher im Material sind mit Korken unterschiedlicher Größe verschlossen. Eine Skulptur, die an Arbeiten von Giuseppe Penone in der Arte-Povera-Tradition erinnert. So nah wie bei „100% Cork“ von 2010 kommt das Material, das der junge französische Künstler Mathis Collins (geb. 1986 in Paris) seit ungefähr drei Jahren für seine Skulpturen, Performances und Konzeptarbeiten verwendet, seinem Ursprung in der Natur nur selten. Vielmehr setzt Collins mit seinen Arbeiten in der PSM Galerie ein vielschichtiges poetisches Spiel in Gang, das assoziativ um das Material Kork kreist. Dabei verwendet er die unterschiedlichsten künstlerischen Strategien: die Skulptur verschiedener Traditionen wie Arte Povera und Minimal Art, außerdem Performance und Konzeptkunst.

Die Funktion von Korken als Pfropfen greift er auch in der Skulptur „Furniture“ auf, einem vitrinenartigen Kubus auf weißem Sockel, dessen Glasoberfläche Löcher aufweist, die wiederum von Korken verstopft werden – eine klassische, minimalistisch anmutende Skulptur, die zum Nachdenken einlädt: Ist der Inhalt der Vitrine, den die Korken verschlossen halten, die Leere? Spiegelt diese die Gedanken des Künstlers? Oder ist sie außerhalb der Vitrine, beim Betrachter?

Eine Allegorie des Verhältnisses zwischen Künstler und Galerist bietet eine Skulptur aus einer Flasche, die von zwei Korken verschlossen wird. Einer davon sitzt oben, der andere seitlich. Die Korken sind mit geschnitzten Porträts des Künstlers und der Galeristin versehen, die über allem thronend das Werk nach außen repräsentiert. Bei den Korken mit geschnitzten Büsten ließ sich Collins von einer Tradition in seiner Familie inspirieren, die Flaschenverschlüsse mit Figurenköpfen sammelte und ihm vererbte.

Andere Arbeiten sind konzeptuell ausgerichtet. So wie „Bilingual Hitchhike“: Hier bezieht sich Collins auf die sprachliche Bedeutung von Kork im Englischen („cork“) und Französischen („liège“), bereist die Städte dieses Namens und hält die Reise anschließend wie bei der Dokumentation einer Performance in wenigen Fotos fest. Ergänzend sehen wir Collins in der minimalistischen Videopräsentation „Bilingual“ zweimal auf einer gespiegelten Wiese stehen und ein Schild umdrehen, auf dessen Vorderseite „Burnt Cork“ und auf dessen Rückseite „Liège brûlé“ steht. Solche Arbeiten machen sichtbar, dass Collins ursprünglich mit Poetry Slam und Performances auf der Bühne angefangen hat und diese spielerischen Elemente in ein stilistisch variationsreiches Werk einfließen lässt, das anspielungsreich, voller Poesie und vor allem humorvoll ist. Die Preise liegen zwischen 800 und 2200 Euro.

PSM Galerie Sabine Schmidt, Straßburger Str. 6-8; bis 19.3., Mi - Sa 12 - 18 Uhr.

Angela Hohmann

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