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Heiß begehrt: Die Film-Enthusiastin und -Komparsin Johanna Penski zusammen mit Schauspieler Kostja Ullmann (l) und Regisseur Marco Kreuzpaintner.

© dpa

Verleihung des Deutschen Filmpreises 2014: Lola und Johanna, endlich vereint

Heute Abend wird der Deutsche Filmpreis im Berliner Tempodrom verliehen. Für viele ist die Lola-Gala gängige Routine. Für die 86-jährige Komparsin Johanna Penski, die in 1000 Filmen mitspielte, bedeutet sie eine Premiere.

Ob mit Nominierung oder ohne – so eine Lola-Gala ist schon eine feine Sache. Die Crème de la Crème des deutschen Films, versammelt erst auf dem roten Teppich und dann in einem festlich ausgeleuchteten Saal – es sei, wie vor Jahren, in einem eigens gebauten Lola-Theater in einer der Messehallen am Funkturm oder auch, wie im Vorjahr, im Friedrichstadt-Palast oder aber, wie an diesem Freitag, im Betonzelt des Tempodroms am Anhalter Bahnhof, das mit solchen Veranstaltungen auch schon jede Menge Erfahrung hat.

Für manche ist das Routine, sie kommen Jahr für Jahr, gehen mit oder meist ohne Lola wieder nach Hause und haben sich fürs kommende Jahr den erneuten Besuch schon fest vorgenommen. Dass sie dazu auch eingeladen werden, ist ohnehin gesichert. Aber es gibt auch Menschen, denen war dies, obwohl auch sie dem Film seit Jahr und Tag verbunden sind, bislang verwehrt. Glanz und Gloria? Nicht für sie, für die namenlosen Komparsen und Kleindarsteller, ohne die ein Film nicht denkbar wäre, die aber selten bis nie geehrt und schon gar nicht eingeladen werden.

Nun, namenlos ist Johanna Penski nicht mehr, ja, sie hat sich gerade in den vergangenen Monaten einer großen Popularität erfreut. Mit Bono saß sie einst in einem Doppeldecker-Bus und fuhr die Straße des 17. Juni rauf und runter, während der U2-Mann sang und Wim Wenders drehte. Für Leander Haußmann gab sie in „Dinosaurier“, seiner Version der alten „Lina Braake“-Geschichte, die Bewohnerin eines Altersheims, und für die ZDF-Krimiserie „Der letzte Zeuge“ mit Ulrich Mühe eine Leiche. Aber den richtigen Durchbruch, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung, fand die 86-Jährige mit einem Werbespot der Telekom, in dem sie mit Regisseur Marco Kreuzpaintner und Schauspieler Kostja Ullmann gemeinsam vor der Kamera stand.

Gut möglich, dass „Coming In“, bei dessen Dreharbeiten sie für den Spot beobachtet wurde und der von der unerwarteten Liebe eines schwulen Starcoiffeurs zu einer Kreuzberger Kiezfriseurin handelt, im kommenden Jahr auf der Lola-Liste steht und Johanna Penski wieder dabei ist bei der Gala. Aber diesmal erfüllte der Kommunikationskonzern der dreifachen Ur-Oma, die bereits in rund 1000 Filmen mitgewirkt hat, ihren langjährigen Traum. Zuvor hatte sie, die erst mit 60 Jahren zum Film kam, noch nie an solch einer glamourösen Preisverleihung teilgenommen. Für sie sei das „die Krönung meiner Laufbahn“, hatte die alte Dame im Vorfeld der Veranstaltung jubiliert: „Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ich das in meinem hohen Alter erleben darf.“ Und dann auch noch in Begleitung! Kreuzpaintner und Ullmann wollten sie am Freitagabend in ihre Mitte nehmen und dann ab auf den roten Teppich.

Jan-Josef Liefers moderiert: Es verspricht ein amüsanter Abend zu werden

Der beginnt sich gerade langsam zu bevölkern. Für 18 Uhr ist vorgesehen, was bei einer solchen Veranstaltungen weltläufig gern als „Seating der Gäste“ tituliert. Um 18.30 Uhr soll die Preisverleihung beginnen, moderiert von Jan-Josef Liefers, was also eine amüsante Angelegenheit zu werden verspricht. Aber am Moderator hat es in den vergangenen Jahren ohnehin noch nie gelegen, wenn sich bei der stundenlangen Zeremonie – erwarteter Endpunkt: 21 Uhr – die eine oder andere Länge einschlich. Oft waren es die Preisträger selbst, die zwar in der Regel nicht jedem Komparsen zu danken belieben, aber mindestens Papa und Mama und dem Ehepartner sowieso. Die Musik beginnt dann ab einem bestimmten Zeitpunkt erst leiser, dann nachdrücklicher zu spielen, was nicht jeden Preisträger stört.

„Das finstere Tal“, Andreas Prochaskas alpiner Schwarz-Weiß-Western, ist der unangefochtene Favorit des Abends, zumindest was die Zahl der Nominierungen betrifft: Neun mal auf Lola eingestellt, darunter auch für die Spitzenkategorie „Abendfüllende Spielfilme“. „Die andere Heimat“ von Edgar Reitz folgt mit sechs, „Finsterworld“ von Frauke Finsterwalder mit fünf und „Fack ju Göhte“ von Bora Dagtekin, der für die korrekte Schreibweise des Dichternamens in Deutschland verheerende Folgen haben dürfte, mit vier Nominierungen. Auch diese drei Filme sind in der Kategorie „Spielfilm“ aufgelistet.

Am Anschluss steigt die Lola-Party im Tempodrom

Im Anschluss an die Verleihung soll im Tempodrom die Lola-Party starten. Wenn dann ab 22.45 Uhr mit der schon traditionellen, beim Oscar undenkbaren Verzögerung die Ausstrahlung der von der ARD aufgezeichneten Gala beginnt, wird sich der eine oder die andere also schon angemessen die Nase begossen haben – sei es jauchzend und frohlockend, fortwährend die neue Lola streichelnd, oder auch mit gelassenem Lächeln, innerlich aber Zeter und Mordio schreiend. Schließlich kommen die Herrschaften ja alle vom Film, da sind sie schon berufsbedingt Experten für vorgetäuschte Gefühle.

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