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Kultur: Verrauscht

Lob der Farbmalerei – zwei Ausstellungen

Ein Farbmischer kommt in die Jahre und kann zufrieden sein. Die Bilder von Gotthard Graubner, der kürzlich 80 geworden ist, reisen bis in die Museen von Peking und Schanghai – weil das Werk sich auf die Autonomie der Farbe beruft und seine Rezeption deshalb global möglich ist. Verstehen lassen sich die körperhaften Kissenbilder deshalb noch nicht: Ihre Ausdehung in den Raum und die Wirkung der ineinander verflochtenen Töne sind irrational. Ergebnisse tiefer Einsicht in die Möglichkeiten abstrakter Malerei. Graubner schöpft ihr Potenzial aus als vielleicht letzter Vertreter einer Generation, die das ohne jede Doppelbödigkeit vermag. In den Räumen von Wolfgang Werner (Fasanenstr. 72) zeigt Graubner noch einmal die Radikalität seiner Farbwelt. Fernab der Museen, in denen das Werk fast schon historische Züge besitzt, versetzt der Künstler sieben Bilder (50 000–190 000 Euro) nicht zuletzt dank der von ihm selbst vorgenommenen Hängung in einen vitalen Dialog.

Seinen 80. Geburtstag hätte kürzlich auch Raimund Girke gehabt. Das Werk des Malers lebt ebenfalls von der Farbe. Allerdings reduzierte sich die Palette ab 1960 immer mehr – bis Girke beim nahezu weißen Bild angelangte. Ihm rang er jene „unbegrenzte räumliche Bewegung“ ab, die er zeit seines Lebens verfolgte.

In einer kleinen, lohnenden Retrospektive der Galerie Fahnemann (Fasanenstr. 61, Preise: 16 000–74 800 Euro) werden die Instrumente des 2002 verstorbenen Künstlers sichtbar: dynamische Pinselzüge, heftige Gesten oder zarte Schraffuren, die die Leinwand strukturieren. Darunter aber scheint es zu vibrieren und spürt man pulsierende Farbschichten hinter monochromen Oberflächen. In den 90er Jahren nimmt Girke dann wieder Schwarz hinzu. Die Leinwände wachsen, die Handschrift wird gröber – sein Ziel bleibt dasselbe. Christiane Meixner

Kunsthandel Wolfgang Werner; bis 19. 2., Mo–Fr 10–18.30 Uhr, Sa 10–14 Uhr / Galerie Fahnemann; bis 29. 1., Di–Fr 13–18 Uhr, Sa 12–16 Uhr.

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