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Kultur: Verschoben

Zukunft des Stadtmuseums: Streit im Kulturausschuss.

Von einem „mittleren Skandal“ hatte der Grünen-Abgeordnete Thomas Birk bei der Kulturausschuss-Sitzung vor zwei Wochen gesprochen. Er empörte sich darüber, dass der 2007 einstimmig beschlossene Ausbau des Marinehauses neben dem Märkischen Museum als Erweiterung für das Stadtmuseum abgesagt worden sei, wie Kulturstaatssekretär André Schmitz mitgeteilt hatte. Nach einem Umzug der Zentral- und Landesbibliothek (ZLB) auf das Tempelhofer Flughafengelände wäre an der Breiten Straße Platz für die notwendige Museumsexpansion, der Marinehaus-Plan hätte sich erübrigt.

Es sei also „alles für die Katz“, unkte Birk. Er meinte wohl auch jene 1,3 Millionen Euro Planungskosten (andere reden von vier Millionen), die das 30-Millionen-Projekt Marinehaus bereits verschlungen haben soll. Bei der aktuellen Ausschusssitzung am Montag bestätigte Birks Fraktionskollegin Sabine Bangert jetzt die Rede vom Skandal: Schließlich sei bereits 2007 eine Machbarkeitsstudie zum Marinehaus positiv abgeschlossen worden. Das Projekt sei 2011 zwar verschoben, Zweifel an der Realisierung seien bei den letzten Haushaltsberatungen jedoch verschwiegen worden.

Die Generaldirektorin der Stiftung Stadtmuseum, Franziska Nentwig, hatte auf den zuletzt von Senatsbaudirektorin Regula Lüscher genannten Termin 2021 für den Verschiebebahnhof (ZLB nach Tempelhof, Museum zur Breiten Straße) wenig begeistert reagiert. Dabei hatte sie sich die neue Perspektive durchaus angeeignet: Das seit rund 25 Jahren teils leer stehende Marinehaus könne nämlich gar nicht, wie seinerzeit in den Wettbewerbsauflagen gefordert, sowohl Dauer- und Sonderausstellungen als auch Mitarbeiterbüros beherbergen. Statt der nötigen 5000 biete das Haus nur 3400 Quadratmeter. Eine im April fertiggestellte, interne Machbarkeitsstudie zeige die Alternative: In den Räumen der jetzigen Stadt- und Landesbibliothek kann für dieselbe Bausumme all das realisiert werden, was im Marinehaus nur partiell zu machen wäre.

„Wieso braucht der Senat fünf Jahre, um all das festzustellen?“, fragte Sabine Bangert am Montag. Wieso jetzt die Breite Straße, 25 000 Quadratmeter mit riesigem Sanierungsbedarf, das sei ein Aufschub bis zum St. Nimmerleinstag! Uwe Lehmann-Brauns (CDU) hob noch einmal die Verdienste des jetzigen Märkischen Museums und seine lobenswerten Jugendprojekte hervor. Staatssekretär Schmitz betonte sein Bedauern, da sei nichts schönzureden. Mit dem neuen Wissensstand und im Blick auf kommende Generationen sei die Entscheidung gleichwohl vernünftig. Thomas Lackmann

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