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Kultur: Verwicklungen

Das wegen antisemitischer Passagen umstrittene Theaterstück von Rainer Werner Fassbinder "Der Müll, die Stadt und der Tod" wird nicht im Berliner Maxim Gorki Theater gezeigt."Meine Entscheidung steht fest", sagte der israelische Intendant Yoram Löwenstein dem Tagesspiegel.

Das wegen antisemitischer Passagen umstrittene Theaterstück von Rainer Werner Fassbinder "Der Müll, die Stadt und der Tod" wird nicht im Berliner Maxim Gorki Theater gezeigt."Meine Entscheidung steht fest", sagte der israelische Intendant Yoram Löwenstein dem Tagesspiegel."Ich werde damit nicht nach Deutschland gehen." Er wolle nicht in die deutsche Debatte verwickelt werden, so Löwenstein zur Begründung."Und ich will niemanden verletzen."

Der Intendant des Berliner Maxim GorkiTheaters, Bernd Wilms, erklärte gegenüber dem Tagesspiegel: "Was aus der Aufführung wird, weiß ich noch nicht.Wir haben die Einladung ausgesprochen, und nun liegt es bei den Eingeladenen, zu kommen oder nicht." Wilms hatte das Stück im Frühjahr diesen Jahres an seinem Haus aufführen wollen.Nach heftigem öffentlichen Widerstand hatte er davon jedoch wieder Abstand nehmen müssen.Auch der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Ignatz Bubis, hatte sich gegen das Projekt ausgesprochen.Daraufhin lud der Gorki-Intendant die israelische Theatergruppe der privaten Schauspielschule von Yoram Löwenstein zu einem Gastspiel ein.

An diesem Sonntag wird das Fassbinder-Stück nun in Israel Premiere haben.Die Schauspiel-Studenten, die es aufführen werden, seien anfangs von einigen Dialogen geschockt gewesen, jetzt aber geradezu enthusiastisch, so Löwenstein.Das Stück wird täglich, außer sonnabends, bis zum 9.Mai gespielt.Anschließend gibt es eine Diskussion darüber, an der unter anderem der israelische Regisseur Joshua Sobol ("Ghetto") und Moshe Waks von der Jüdischen Gemeinde Berlin teilnehmen.Der Darsteller des "reichen Juden", Gadi Pinto, ist selbst ein religiöser Jude.In der Tel Aviver Inszenierung wird er eine "Stürmer"-Maske tragen.Der Theaterraum im ehemaligen Community Center der "Schchunat Hatikva" ("Siedlung der Hoffnung") ist klein.Er faßt 70 Zuschauer.Da die Aufführung in Israel selbst, im Unterschied zu Deutschland, bislang überhaupt noch nicht wahrgenommen worden sei, gebe es noch Karten für die Premiere.Joshua Löwenstein wurde 1950 in der Nähe von Haifa geboren.Seine Eltern stammen aus Oberhausen und konnten rechtzeitig vor dem Zweiten Weltkrieg nach Palästina fliehen.Ein Großteil seiner Familie wurde von den Nazis ermordet.Löwenstein hält das Fassbinder-Stück für "genial"."Es ist ein Manifest gegen Antisemitismus, Rassismus, gegen jede Art von Diskriminierung." Er verstehe allerdings, warum Holocaust-Überlebende "emotional" auf einige Passagen reagierten."Ich kritisiere solche Reaktionen nicht, aber ich stimme nicht mit ihnen überein." Zur Generalprobe an diesem Donnerstag erwartet er auch den Intendanten des Maxim Gorki Theaters, Wilms.

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