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Kultur: Vier sind Helden

Die „Fantastic Four“ retten nicht die Welt. Aber die Kinokassen

Wenn der Mensch nach Höherem strebt, dann selten, um Gutes zu tun. Eher schon aus Machtgier, Ehrgeiz oder Gewinnsucht. Am Ende kommt dann trotzdem manchmal was Gutes dabei heraus, so soll uns die Raumfahrt ja auch die Teflonpfanne beschert haben. Die vier Himmelsstürmer, die in einem Comic-Heft vom November 1961 in einer Rakete illegal zu den Sternen gestartet waren, wollten den Sowjets zuvorkommen. Sie hätten besser den Wetterbericht ihrer Sternwarte lesen und den Rekordflug verschieben sollen, denn draußen im All gerieten sie in ein radioaktives Gewitter. Zurück auf der Erde verfügten sie über seltsame Gaben.

Dieser Ursprungsmythos erschien im ersten Heft einer Reihe, die den Beinamen „The World’s Greatest Comic Magazine“ auf dem Titel trug. Dass es Jahrzehnte brauchte, bis auch diese Superhelden ihr erstes Leinwandabenteuer bestehen dürfen, liegt sicher nicht an mangelnder Popularität. Im Gegenteil, Produzent Bernd Eichinger hatte sich die Rechte schon vor 20 Jahren gesichert. Aber erst im digitalen Zeitalter lassen sich die fantastischsten aller Helden angemessen darstellen.

Denn Mr. Fantastic (Ioan Gruffudd) kann sich biegen wie ein Gummimann, Johnny „ Fackel“ Storm brennt heißer als Feuer (Chris Evans), und seine Schwester Sue (Jessica Alba) kann verschwinden. Und der gutmütige Ben Grimm (Michael Chicklis) muss fortan als tonnenschweres Ding durch die Welt stampfen.

Stan Lees und Jack Kirbys erfolgreiche Comics hatten das Silver Age des Superheldenzeitalters eingeläutet und das kriselnde Genre mit dem kritischen Zeitgeist der Sechzigerjahre versöhnt: Die „Fantastic Four“ waren keine muskelbepackten Pfadfinder im Strampelanzug wie Superman, sondern abseitige Freaks. Genau darin liegt ihre Faszination: Sie müssen sich gegen die Ablehnung ihrer Umwelt behaupten, streiten untereinander, beweisen aber, dass man das Anderssein als Gabe begreifen kann – und nicht als Fluch.

Dem von Tim Story (Regie) mit den üblichen Superspezialeffekten in Szene gesetzten Film gelingt es nicht, daraus eine auch nur einigermaßen spannende Handlung zu entwickeln. Fackel Johnny lässt zwar auch privat nichts anbrennen und Schwester Sue ist tragisch in den Biegemann verliebt, aber die Handlung quält sich von einem krachenden Dolby-Surrond-Effekt zum nächsten Kalauer und erreicht bei weitem nicht das selbstironische Niveau etwa der Spiderman-Remakes oder des Originalcomics.

Am Ende haben sie zwar nicht die Welt gerettet, aber immerhin sich selbst gefunden. Dafür stürmten die Freaks in den USA sofort Platz eins der Kino-Charts und spielten auf Anhieb 50 Millionen Dollar ein. So kommt auch bei diesem ehrgeizigen Projekt etwas Gutes heraus.

In 20 Berliner Kinozentren

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