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Shao-Chia Lü bei einem Konzert im Jahr 2004.

© dpa

Viviane Hagner und Taiwans Nationalorchester: Blitzende Trompeten

Shao-Chia Lü gilt als musikalischer Kosmopolit. In der Philharmonie bewies der Musikdirektor mit seinem taiwanesischen National Symphony Orchestra Souveränität am Pult.

Der gebürtige Taiwanese Shao-Chia Lü, ausgebildet in Taipeh, Bloomington und Wien, darf als musikalischer Kosmopolit gelten. Er triumphiert bei den Münchner Philharmonikern und bleibt Berlin vertraut, seit er 1995 sein Kapellmeisteramt an der Komischen Oper antrat. Gastdirigate international. Ab 2010 ist er nun Musikdirektor des Taiwan Philharmonic Orchestra, eines nach westlichen Maßstäben jungen Symphonieorchesters. 1986 gegründet, hört es auch auf einen zweiten Namen: National Symphony Orchestra. Schwarz die Haare, die feinen Abendkleider wie die Fräcke, bietet der Klangkörper in der Philharmonie ein Bild erstrebter Makellosigkeit. Er beginnt mit „Breaking Through“, einem Stück der Komponistin Ming-Hsiu Yen aus der Heimat, das stampfend mit vollem Klang, filigranem Intermezzo und Aplomb den Bau des Xueshan Tunnels illustriert.

Im Gemischtprogramm folgt das Violinkonzert von Sibelius. Viviane Hagner interpretiert ihr Solo führend, wie es das Werk verlangt, mit raffinierter, gespannter Musikalität, so konzentriert auf das Instrument, als ob es nichts Schöneres gäbe, als Geige zu spielen. Christian Jost hat im Auftrag des Orchesters „Taipei Horizon“ komponiert, eine sehr bildhafte Impression vom dortigen Sommer, flimmernde Hitze, kreischende Dichte.

In der Achten von Dvorák aber zeigt sich, was das Orchester an seinem Dirigenten hat: Als Pultvirtuose führt er es souverän durch die Tempi, haucht dem eher kühlen als seidigen Glanz der Streicher Melodienzauber ein und musiziert stimmungsreich und temperamentvoll bis zum trompetenblitzenden Finale.

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