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Kultur: Voll von der Rolle

„Surprise, surprise“: die seltsamen Bilder von Udomsak Krisanamis in der Galerie Giti Nourbakhsch

Malerei gegen den Strich gebürstet – so lässt sich das künstlerische Programm von Udomsak Krisanamis auf den Punkt bringen. Denn der junge, im Wechsel in New York und Thailand lebende Maler macht zunächst einmal all das, was man von Malerei eigentlich nicht erwartet: Die Linienführung verdankt sich gekochten Nudeln und auf andere Farben als Schwarz und Weiß verzichtet er in der Ausstellung „Golf with friends“ bei Giti Nourbakhsch gleich gänzlich. Schließlich sucht man auch einen sensiblen oder gar expressiven Gestus auf den meist großformatigen Bildern vergeblich.

Und dennoch überzeugen diese Gemälde durch ihre subtile und mehrdeutige Bildsprache, durch ihre atmosphärische Dichte und nicht zuletzt durch ihre kompositorische Konsequenz. Schaut man etwa das Bild „Hang onto Yourself“, (17 000 Dollar) einmal näher an, sind am unteren Ende noch die Seiten von Tageszeitungen zu erkennen, die den Malgrund bilden. Krisanamis hat ihn mit schwarzer Farbe übermalt. Willkürlich agiert er dabei nicht: Die Flächen innerhalb der Buchstaben bleiben weiß, wie der Kreis in einem O.

Anschließend hat der 1966 geborene Künstler gekochte Nudeln in vertikalen Linien auf das Bild geklebt und ist so mit einer Farbrolle darüber gefahren, dass die Farbe nur die Nudeln bedeckt. Das Resultat dieser seltsamen malerischen Prozeduren sieht in etwa aus wie Regen im nächtlichen Berlin; die Sterne leuchten im Hintergrund. Melancholie drücken dann auch die Titel der Bildern dieser Ausstellung aus: „God only knows“, „Romeo + Juliet“ oder „One day at a time“. Andere Bilder wie „Surprise, surprise“ aus dem letzten Jahr (12000 Dollar) erinnern eher an abstrakte Kompositionen aus den fünfziger Jahren. Oder an das Flimmern eines gestörten Fernsehbildes. So sind diese Bilder in ihrer so malerischen wie stoisch unkünstlerischen Anmutung zuvorkommend und zurückhaltend zugleich, sprechen zahlreiche Sprachen in einem Moment und sind doch immer vielsagend schweigsam. Die Arbeiten von Udomsak Krisanamis ruhen letztlich in sich selbst – und sind gerade deswegen interessant auch für das, was außerhalb ihres Rahmens geschieht.

Galerie Giti Nourbakhsch, Rosenthaler Straße 72, bis 7. Februar; Mittwoch bis Sonnabend 11 – 18Uhr.

Raimar Stange

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