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Kultur: Vollblut

Der Cellist Mischa Maisky in der Philharmonie.

Mischa Maisky ist seinem Instrument gern besonders nah. Den Cellostachel hat er so weit ausgefahren, dass er sich den Korpus zur Brust und zu Herzen nehmen kann, mit dem Ohr direkt am Steg. Das Ergebnis: Vollblutmusik. Zu seinem 65. Geburtstag schenkt der Hochromantiker unter den Cellisten seinen Fans eine Tournee, mit Tschaikowsky, Bruch und Brahms, dessen a-Moll-Doppelkonzert er gemeinsam mit Geigersohn Sascha bestreitet. Das traditionsreiche Slovenian Philharmonic Orchestra (hier musizierte schon Haydn!) erweist sich unter Benjamin Yusupov als behutsamer, zartbesaiteter Partner – schön der somnambul verdämmernde Schluss von Bruchs „Kol Nidrei“. Ansonsten dominiert Routine den Abend in der Philharmonie: Maiskys Temperament in Ehren, aber das Jauchzen und Weinen seines Cellos hat sich etwas abgegriffen, ebenso die Rubati und das wiederholte Zurückweichen ins Piano. Dass er zum rasend virtuosen Finale von Tschaikowskys „Variationen über ein Rokoko-Thema“ aus der Kurve fliegt, macht er bei Brahms immerhin wieder wett. Die Vater-Sohn-Innigkeit parallel geführter Stimmen erinnert schmerzlich an die seltene Kostbarkeit von uneingeschränktem Familienfrieden. Christiane Peitz

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