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Kultur: Vollendet

Marek Janowskis RSB mit der „Götterdämmerung“.

Es ist vollbracht. Als die völlig entrückte Brünnhilde in Gestalt der schwarz gewandeten Petra Lang ihre große Schlussanklage gesungen hat, als Walhall im Weltenbrand untergegangen und Marek Janowski den letzten Takt der „Götterdämmerung“ dirigiert hat, senkt sich ein Augenblick tiefster Stille über die ausverkaufte Philharmonie. Stille der Erschöpfung, des Kunstglücks, des Unglaubens. Dass es vorbei ist, dass das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) sein großes Projekt tatsächlich durchgezogen hat: zum Wagner-Jahr alle zehn Opern des Kanons aufzuführen.

Janowski, der Zuchtmeister, fährt noch einmal alles an rundem, goldenem, biegsamen Klang auf, was er mit dem Orchester erarbeitet hat. Er bekommt die Dynamik formvollendet unter Kontrolle, schafft wundersame Momente, lässt die tiefen Streicher diskret beginnen, zu voller Stärke anschwellen. Als es auf Siegfrieds Trauermarsch zugeht, musikalisch das Zentrum der Oper, schwanken die Einsätze. Der Marsch selbst aber malt dann so schwarz strahlend und paukenumwölkt die Größe des Todes aus, dass es einen am Sitz festnagelt. Da darf es auch mal ordentlich laut werden.

Stimmen und Orchester mischen sich völlig selbstverständlich. Keine „Götterdämmerung“ kann funktionieren, wenn nicht die Antagonisten, Brünnhilde und Hagen, hervorragend besetzt sind – wie hier. Petra Lang glänzt auf beständig hohem Niveau. Und wenn Matti Salminen, der als einziger schon bei Janowskis erstem Ring in den 80er Jahren dabei war, auf die Bühne kommt, geht die Sonne auf, immer noch. Der weltweit gefeierte Lance Ryan als Siegfried dagegen: vordergründig hell und licht, eigentlich aber substanzarm und unheldisch. Aus der Besetzung ragt Marina Prudenskaja als süffig-düstere Waltraute hervor. Die finale Stille zerreißt dann ein einsamer „Danke!“-Rufer. Unnötig, wahrscheinlich auch bestellt – egal. Nach so einer Leistung kann man schon mal dankbar sein. Udo Badelt

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