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Bischöfe und Kardinäle verlassen den Fuldaer Dom.

© Frank Rumpenhorst/dpa

Vollversammlung der katholischen Bischöfe in Fulda: Das gute Werk

In Fulda tagen die deutschen Bischöfe - und streiten mit dem Vatikan um das „System Kirche“.

Kirche im Herbst: Die Fragen, um die es gegenwärtig in Fulda auf der Vollversammlung der katholischen deutschen Bischöfe geht, quälen sie schon länger. Es geht um eine andere Sexualmoral, um die Weihe von Frauen, die Abschaffung des Pflichtzölibats, eine echte Gewaltenteilung. Anders ausgedrückt geht es darum, das „System Kirche zu sprengen“.

So hat es der römische Kurienbischof Georg Gänswein, enger Vertrauter des vormaligen deutschen Papstes, zum Erschrecken seiner Brüder hierzulande genannt. Aber, wie sich zeigt, völlig zu Recht. Denn eine großangelegte Studie, die die Bischöfe selbst in Auftrag gegeben hatten, weist auf diesen engen Zusammenhang hin: und zwar zwischen dem Umgang der Kirche mit Missbrauchstätern und ihren Strukturen, die Fehlverhalten begünstigen.

Nun aber, nach all den Irrungen und Wirrungen und Widerständen, wollen die katholischen Bischöfe ein gutes Werk tun und mutig voranschreiten, an der Spitze Kardinal Reinhard Marx. Dafür legen sich die deutschen Obergeistlichen sogar mit der römischen Kurie an, auch mit dem inzwischen amtierenden Papst. Mag der Evangelist Matthäus schon geraten haben, die „Zeichen der Zeit“ zu erkennen, sie werden höchst unterschiedlich ausgelegt. Franziskus will einerseits Reformen – aber anderseits lässt er zu, dass seine Mitarbeiter an der Spitze der Kongregationen jeden Eifer dämpfen.

Der "synodale" Weg lässt im Vatikan die Alarmglocken schrillen

Schon gar, wenn er mit einem „synodalen Weg“ verbunden ist. Den wollen die deutschen Katholiken, und zwar Laien wie Bischöfe, gemeinsam gehen. Will heißen: Sie wollen sich gemeinsam auf Veränderungen verständigen, die die Glaubwürdigkeit der Kirche wiederherstellen. Die ja Voraussetzung dafür ist, dass sich nicht immer weiter Tausende Gläubige jährlich von ihr abkehren.

Das aber, der „synodale Weg“, eine deutsche Erfindung, singulär in der Weltkirche, lässt im Vatikan die Alarmglocken schrillen. Erinnert er doch – pfui Teufel – an die evangelische Kirche, die synodal, demokratisch, verfasst ist. Die Kundigen in Rom verbinden damit auch die „Würzburger Synode“ der siebziger Jahre. Eine, die so modern war, dass sie ein einmaligen Ereignis blieb. Schon damals ging es um eine eigene Verwaltungsgerichtsbarkeit der Kirche. Die wird heute als Möglichkeit gesehen, bei Missbrauch Fehlverhalten auch der Verwaltung – inklusive der Bischöfe – zu ahnden. Was nötig ist, bei geschätzt 114 000 Opfern. Außerdem wollen Bischöfe wie Laien die bisherige Entschädigungspraxis überdenken, Zahlungen ausweiten. Immerhin gibt es Forderungen zwischen 300 000 und 400 000 Euro für das einzelne Opfer.

Und so geht es für die Kirche nicht nur in Deutschland in diesem Herbst um alles. Das ist die größte aller Fragen: Was bleibt übrig, wenn das System gesprengt ist?

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