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Kultur: Von der Zeit vergessen

Fotografien des US-Künstlers Jay Mark Johnson in der Galerie Deschler

Wo es Computer gibt, scheint alles möglich. Fotos werden gescannt und verzerrt. Das reale Motive wirkt schließlich so unwirklich, dass einen nichts mehr erstaunt. Bis man erfährt, dass die großformatigen Fotografien von Jay Mark Johnson überhaupt nicht digital verfremdet sind. Nur sein Arbeitsmittel produziert etwas andere Bilder, als man sie von einem herkömmlichen Fotoapparat kennt. Johnson nutzt eine sogenannte Schlitz- Scan-Kamera, wie sie auch für professionelle Filmproduktionen verwendet wird – Bewegungen wie Wettläufe oder Pferderennen können damit in ihrer zeitlichen Dimension erfasst werden.

Der US-Künstler, dessen jüngste Arbeiten in der Galerie Deschler zu sehen sind, setzt das Instrument jedoch alles andere als professionell ein. Seine Experimente enden eher mit dem konträren Effekt: Statt höchster Genauigkeit produziert Johnson unklare Ansichten, die aus der Zeit gefallen scheinen, während sich ihr Hintergrund in abstrakte Farbstreifen auflöst. Ein wenig leiden auch die erkennbaren Motive. Züge, Autos und Menschen, die der Künstler für seine Ausstellung „Swept away“ jüngst in Belgrad aufgenommen hat, verändern ihre Konturen und wirken manchmal wie aus dem Spielzeugland. Eine Wirklichkeit mit surrealen Elementen und ein Magier ohne Tricks: Mehr braucht es nicht, damit man genauer hinschaut. Christiane Meixner

Galerie Deschler, Auguststr. 61; bis 17.1., Di-Sa 12-18 Uhr, geschlossen vom 23. Dezember bis 2. Januar 2009.

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