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Kultur: Vor allem Figur

"Waldemar Grzimek - ein Künstler zwischen Ost und West" lautete das Thema eines Podiumsgesprächs in der Galerie am Wasserturm im Rahmen der umfassenden Werkschau zum 80.Geburtstag des 1984 verstorbenen Bildhauers.

"Waldemar Grzimek - ein Künstler zwischen Ost und West" lautete das Thema eines Podiumsgesprächs in der Galerie am Wasserturm im Rahmen der umfassenden Werkschau zum 80.Geburtstag des 1984 verstorbenen Bildhauers.Sieben prominente Teilnehmer bestritten am Freitagabend die Diskussion: die Kunsthistoriker Fritz Jacobi und Elke Krauskopf, die Architekten Fritz Böger und Wolfgang Schuster sowie die Bildhauer Christian Höpfner und Werner Stötzer und der Maler Klaus Fußmann.Die Moderation besorgte Markus Krause vom Tagesspiegel.Der Andrang im Ausstellungsraum, der die Zuhörer kaum zu fassen vermochte, belegt: der Name Grzimek besitzt zumindest in Ost-Berlin noch Zugkraft.

Stand Grzimek als Grenzgänger zwischen Ost und West, als Wanderer zwischen den Welten einem der politischen Systeme näher? War er in beiden gleichermaßen zuhause oder womöglich in keinem von beiden? Für Böger war er ein "Grenzüberspringer".Fußmann hingegen verwies auf die Entlassung Grzimeks 1951 aus seinem Professorenamt durch den West-Berliner Senat.Der Künstler hatte unter anderem Grafiken für die "III.Weltjugendfestspiele" gefertigt.Danach habe sich Grzimek deutlich Richtung Osten orientiert, wo er bis zur Teilung Berlins an der Hochschule in Weißensee lehrte.1961 meldete Grzimek seinen Wohnsitz bei den Eltern in Friedrichshafen am Bodensee an, um leichter Passierscheine beantragen zu können.Gearbeitet hat er in West-Berlin.Stötzer nannte Grzimek, der die Traditionslinie der Berliner Bildhauerschule von Schadow über Lehmbruck bis Kolbe, von den Förderern Richard Scheibe bis Gerhard Marcks fortsetzte, "den letzten preußischen Bildhauer".Figürliche Bildhauer wie Grzimek, sein langjähriger Mentor Marcks und der ebenfalls entlassene Gustav Seitz hatten im Westen hart um ihre Anerkennung zu kämpfen.Im Osten hingegegen habe es "einen gewachsenen Sinn für die Hinwendung zur Figur" gegeben.

Heikle Aspekte wie das provokant ins konsensbemühte Gespräch eingeworfene Stichwort "Sozialistischer Realismus" umschifften die Gespächsteilnehmer mit Geschick.Grzimek schuf viele Auftragsarbeiten vor allem in der DDR, wenige auch im westlichen Teil Deutschlands.Stötzer fürchtete, daß Arbeiten Grzimeks wie dessen frühes Mahnmal für das ehemalige Konzentrationslager Sachsenhausen heute zu Unrecht als Sozialistischer Realismus abgetan werde.Jacobi: "Grzimek verkörpert einen bedeutenden Teil der Tradition realistischer Bildhauerei".Man war sich in der Runde in einem einig: Waldemar Grzimeks Werk gilt es die verstärkte Beachtung zu schenken, die es verdient.Ihm sei es darauf angekommen, faßte Krause abschließend zusammen, ein humanistisches Menschenbild zu veranschaulichen und vermitteln.

Ausstellung in der Galerie am Wasserturm, Rykestr.2, bis 23.Januar.

ELFI KREIS

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