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Kultur: Vor: Babel & Co

In meinem Taschenkalender steht heute in der Dienstagsspalte: "Totale Mondfinsternis". Anlassgemäß also diesmal ein lyrischer erster Satz von umwerfender Berühmtheit: "Der Mond ist aufgegangen,/ Die goldnen Sternlein prangen/ Am Himmel hell und klar;/ Der Wald steht schwarz und schweiget/ Und aus den Wiesen steiget/ Der weiße Nebel wunderbar.

In meinem Taschenkalender steht heute in der Dienstagsspalte: "Totale Mondfinsternis". Anlassgemäß also diesmal ein lyrischer erster Satz von umwerfender Berühmtheit: "Der Mond ist aufgegangen,/ Die goldnen Sternlein prangen/ Am Himmel hell und klar;/ Der Wald steht schwarz und schweiget/ Und aus den Wiesen steiget/ Der weiße Nebel wunderbar." Viele der Älteren werden mühelos die anderen sechs Strophen anfügen können. Fragen wir also die Jüngeren: Wer hat das gedichtet?

Victor Hugo war zu seiner Zeit ein Markenzeichen für opulente Unterhaltung. Das trifft heute immer noch zu. Während der geldgierigen Yuppie-Jahre machte ausgerechnet sein Roman "Die Elenden" als Musical in New York Karriere. Bei uns hängt im Musical-Theater am Marlene-Dietrich-Platz unermüdlich der verliebte Glöckner Quasimodo am Glockenseil. Der Elendskitsch von Les Misérables wiederum kommt jetzt vierteilig ins Fernsehen. Die ersten beiden Teile werden am Montag um 20 Uhr 15 in Sat 1 gesendet, die Teile drei und vier an den Tagen darauf zur gleichen Zeit. Dazu gibt es vom Aufbau Taschenbuch Verlag eine Sonderausgabe des Romans in einer "lesefreundlich verdichteten Übersetzung", wie es im Prospekt heißt. "Lesefreundlich verdichtet" bedeutet nichts anderes als stark gekürzt. Da sollte man lieber gleich beim Film bleiben. Immerhin gibt es Gérard Depardieu und Jeanne Moreau zu sehen.

Wer trotzdem lieber aus dem Haus gehen will, hätte Gelegenheit, vor den prachtvollen "Elenden" ins eher karge Preußen nach Potsdam zu fliehen. Am Montag um 19 Uhr wird dort im Einstein Forum am Neuen Markt die Ausstellung Sonate für König und Cello eröffnet, was natürlich eher auf Friedrich II., den "Großen", anspielt als auf seinen kurfürstlichen Großvater, der sich vor 300 Jahren in Königsberg zu Friedrich I. gekrönt hat, weshalb wir es jetzt wieder mal mit einem "Preußenjahr" zu tun haben.

Zurück zum Mond- und Sternlein Dichter: Sein Name ist Matthias Claudius (1740-1815). Nicht ohne Mitschuld des Deutschunterrichts von Generationen ist Claudius mit der Aura des zipfelmützigen Poeten umgeben worden, was völlig verkehrt ist. Die meisten seiner Gedichte waren als "Lieder" konzipiert, als "volkstümliche Lieder", wie man damals gesagt hat. Heute würde er wahrscheinlich Popsongs schreiben, und wer weiß, vielleicht würde für sie dann diese Beobachtung zutreffen: "Bum. Tschak. Ein Auto hält vor einer Ampel, durch das Blech hört man einen Riff. Bum. Bum. Tschak. Begeistert schlägt der Fahrer auf das Lenkrad." Das nette Zitat ist einem Pressetext des Dumont Verlags entnommen, der eine Veranstaltung mit Thomas Steinfeld, dem Literaturchef der FAZ ankündigt. Steinfeld hat ein Buch geschrieben mit dem Titel: "Riff. Tonspuren des Lebens." Am Freitag um 20 Uhr stellt er es im Literaturhaus vor. Für musikalische Begleitung ist gesorgt.

Texte pur gibt es einen Tag vorher im Literarischen Colloquium. Am Donnerstag um 20 Uhr stellen die Autoren der letztjährigen Prosawerkstatt die Erzählungen und Romane vor, an denen sie im letzten Sommer unter Anleitung von Ursula Krechel gearbeitet haben. Zu den Autoren gehörten unter anderen Renate Baum, Miriam Bosse, Nora Estermann, Martin Prinz, Andreas Schäfer und Julia Wolf. Übrigens gibt es auch in diesem Jahr wieder eine Ausschreibung. Die Bedingungen können unter www.lcb.de abgefragt werden. Bewerbungsschluss ist der 28. Februar.

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