zum Hauptinhalt
Die Strokes bei ihrem Konzert für den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders am 10. Februar in Durham, New Hampshire

© AFP

Vor dem Strokes-Konzert in der Columbiahalle: Die verlorene Zeit

Wenn Erinnerung spricht: Wie es 2002 beim Berliner Konzert der Strokes war. Am Freitagabend spielt die Band in der Columbiahalle eine exklusive Show.

Man mochte das kaum glauben, als es neulich hieß, die Strokes seien wieder in der Stadt und würden ein Konzert spielen, das einzige in Deutschland. Dann noch in der Columbiahalle, so wie damals, auch das mag man kaum glauben, vor fast langen 20 Jahren. 18, um genau zu sein, Anfang März 2002.

The Strokes waren zu Beginn des Jahrtausends die Band der Stunde, des Planeten, die Retter des damals schon schwer moribunden Rock’n’Rolls, die erste und beste der ganzen The-Bands. 

Wer etwas auf sich hielt und wenigstens noch Restcoolness ausstrahlen wollte, musste die Strokes live und in Farbe sehen. So triggert allein der Name dieser Band aus New York City in Zusammenhang mit dem des Auftrittsortes die Erinnerung, fast mehr noch als die Musik.

Der Zahnarzt machte sich auch auf den Weg zu den Strokes

Sofort vor Augen hat man allein die Bilder des Weges zum Konzert. Zum Beispiel stand an der Straßenbahnhaltestelle in der Knaackstraße der Mann mit den roten Haaren, der immer bloß der „Zahnarzt“ genannt wurde. Warum? Weil er wohl Zahnmedizin studierte oder gar schon als Zahnarzt arbeitete.

Von größerer Bedeutung jedoch war, dass er sich immer auf Indierockkonzerten herumtrieb, sei es bei Dinosaur jr, sei es bei Kings of Convenience, sei es bei Tocotronic oder den Sternen. Wir kannten uns zwar, grüßten aber nur kurz, knapp, der damaligen Zeit angemessen – Café-M-Sozialisation halt, alle kennen sich, reden aber nicht miteinander, nicken höchstens. 

Jedenfalls hieß es nach Konzerten oft: Der Zahnarzt war auch da gewesen.

Das Konzert dauerte keine Stunde

Und in der U 6 Richtung Tempelhof saß die Musikerin einer Berliner Band, es muss jemand von Britta gewesen sein, mit einer der beiden Schwestern, die für die „Spex“ schrieben und auch mal eine Band hatten. 

Ja, und die paar Leute aus Prenzlauer Berg, die auch gut in Mitte oder Kreuzberg hätten wohnen können - die Familiengründungsphase war im vollen Gang - liefen dann alle den Columbiadamm Richtung Columbiahalle entlang.

Zum Beispiel der coole Taiwaner aus einem Spätkauf in der Immanuel-Kirchstraße, der gern St. Pauli-T-Shirts trug. Was aus dem wohl geworden ist?

Natürlich waren Aufregung und Spannung vor dem Konzert viel größer, als das Konzert selbst großartig geriet. Es dauerte so lang wie die Auftritte von Jesus & Mary Chain in den mittleren achtziger Jahren, nicht einmal eine Stunde. Klar, es gab bis dato nur ein Album mit kurzen Songs, von gerade einmal 30 Minuten Spieldauer. Auch welche Klamotten Julian Casablancas und Co trugen, ist längst vergessen.

So wie die Strokes sehr retro und lange nicht mehr hot sind und eigentlich im Ruhestand sein müssten. Ob nun alle wieder da sein werden? Sicher ist, dass dieses Konzert bei Band wie Publikum etwas von der Suche nach der verlorenen Zeit bekommt. Bloß mit dem Wiederfinden könnte es schwer werden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false