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Kultur: Vor Gericht

Gekürzt: DVD und Buch zu „Das Leben der Anderen“

Von David Ensikat

In beiden Fällen geht es gar nicht um den Film „Das Leben der Anderen“, der als deutscher Bewerber gute Aussichten auf eine Oscar-Nominierung hat. Es geht um Begleitmaterialien. Sowohl im Buch zum Film als auch im Audio-Kommentar auf der DVD hieß es, dass Jenny Gröllmann, die im August 2006 verstorbene Ex-Frau des Hauptdarstellers Ulrich Mühe, als IM für die Stasi gearbeitet habe. Das darf an beiden Stellen nicht mehr verbreitet werden.

Gestern fällte das Landgericht Berlin ein so genanntes „Anerkenntnisurteil“ gegen den Suhrkamp-Verlag. In dessen Buch zum Film hatte Mühe behauptet, seine Frau habe für die Stasi gearbeitet. Der Anwalt von Jenny Gröllmann erwirkte zunächst eine Einstweilige Verfügung gegen die Verbreitung des Zitats und klagte schließlichgegen den Verlag. Im November fand die Verhandlung statt – Gröllmann war drei Monate zuvor an Krebs gestorben. Der Richter ließ keinen Zweifel daran, dass eine IM-Tätigkeit allein durch die vorliegende Akte nicht belegbar sei. Die Unstimmigkeiten in den Stasi-Aufzeichnungen seien viel zu groß, erst recht, wenn man die Akte mit Informationen aus anderen Quellen abgleiche. Den Suhrkamp-Anwälten gelang es nicht, weitere Beweise für die angebliche IM-Tätigkeit beizubringen, sie gaben sich jetzt geschlagen. Das Buch darf erscheinen, aber ohne die Mühe-Bemerkungen.

Auch die DVD darf weiter erscheinen, seit dem 1. Januar jedoch mit beschnittenem Audio-Kommentar. Es geht um eine Stelle, in der Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck über die angebliche Stasi-Belastung von Gröllmann als auch über jene von Gregor Gysi spricht. Mühe wiederum hat vor einer Woche eine Unterlassungserklärung unterzeichnet und eine Pressemeldung herausgegeben: Er will sich künftig überhaupt nicht mehr zur Sache äußern.

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