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Kultur: VOR - Sotto voce

Liebe Zeitgenossen, die ihr zum Schaden eurer Augen in schlecht beleuchteten Konzertsälen Programmhefte lest, weil euch Ohrenreize allein nicht genug sind - auf euch kommen herrliche Tage zu! Denn auch in diesem Jahr verwandeln sich in der zweiten Januarhälfte Berliner Ausstellungsorte wieder in Tonhallen der besonderen Art: Zwei Wochen lang vermählen sich beim "Schauplatz Museum" optische und akustische Reize zu einem Festival der Synästhesie.

Liebe Zeitgenossen, die ihr zum Schaden eurer Augen in schlecht beleuchteten Konzertsälen Programmhefte lest, weil euch Ohrenreize allein nicht genug sind - auf euch kommen herrliche Tage zu! Denn auch in diesem Jahr verwandeln sich in der zweiten Januarhälfte Berliner Ausstellungsorte wieder in Tonhallen der besonderen Art: Zwei Wochen lang vermählen sich beim "Schauplatz Museum" optische und akustische Reize zu einem Festival der Synästhesie.Sänger und Musiker, Mimen und Tänzer bevölkern dann die Räume, in denen sonst nur geflüstert werden darf, mit ihren Klängen und Geschichten, machen die Museen nicht nur zu Schau-, sondern auch zu Hörplätzen.Welcher Luxus für Augen, die sich überschnell an schwarzen Fräcken sattsehen, über Gemälde oder Statuen zu wandern, während die Ohren ebenfalls zu tun haben.Sollen sie doch vor den Gefahren der Reizüberflutung warnen, diese Mono-Kultur-Anhänger - es kann nun einmal nicht jeder Napoleon sein.

Gleich mit einem multisinnlichen Spektakel geht es heute um 20 Uhr in der Gemäldegalerie am Kulturforum los: Nicht nur ein "Panorama des Wunderbaren", sondern auch ein "Spiel mit Licht und Poesie, Tanz und Klängen aus vieler Herren Länder" wird da versprochen.Sehr viel schnörkelloser präsentiert sich da am 16.Januar um 20 Uhr das "Schwitters Ensemble" - nicht ohne Hintergedanken, tritt das Quartett doch im Bauhaus-Archiv auf, wo schließlich strenge Schönheit Pflicht ist: Die Streichquartette von Kurt Weill, Paul Dessau und Paul Hindemith, die sich das Ensemble vorgenommen hat, garantieren auf jeden Fall für Musik, die sich auf das Wesentliche konzentriert.

Wesentlich weniger genau läßt sich vorhersagen, was die Besucher des Musikinstrumentenmuseums am darauffolgenden Sonntag, den 17.1.um 11 Uhr erwartet, denn das Londoner Ensemble "The burning bush" wird dann erstmalig in Berlin zu hören sein.Die sechs Musiker haben Lieder und Tänze jüdischer Tradition zwischen bulgarischer Folklore und zeitgenössischen Klezmer-Kompositionen im Gepäck.Eher untermalenden Charakter dürfte die Musik bei zwei attraktiven Veranstaltungen am Sonntag abend haben: Um 18 Uhr stellt Dieter Mann vom Deutschen Theater anläßlich der Finissage der Ausstellung "Fontane und sein Jahrhundert" im Märkischen Museum die CD "Fontane und die Musik" vor.Die Sänger der Berliner Hymnentafel intonieren dazu Werke von Fontane-Zeitgenossen.Um 20 Uhr rückt dann im Medizinhistorischen Museum Albert Schweitzer im Mittelpunkt: Kein Geringerer als Schwarzwaldklinik-Doktor Klausjürgen Wussow wird Texte aus der Feder des "weißen Fetischmanns" lesen.Elke Flemming drückt dazu die Tasten des Harmoniums - ganz wie weiland der Freizeit-Organist Schweitzer nach Feierabend.

Für mitteleuropäische Ohren verwirrend fremde Klänge sind am 20.1.um 20 Uhr im Völkerkundemuseum bei einem Konzert zu Ehren des indischen, elefantenköpfigen Gottes Ganesha zu hören, ebenso wie am 22.1.um 20 Uhr, wenn Ulrich Gumpert in der Antikensammlung im Pergamonmuseum die altgriechische Syrinx bläst - bei einem Medea-Abend mit der großen Mimin Eva Mattes.Augen und Ohren öffnen möchte schließlich auch der Abend am 28.Januar im Affenhaus des Zoologischen Gartens: Mit textlicher Hilfe von klugen Köpfen wie Umberto Eco und Tucholsky soll da die Frage geklärt werden, wer hier eigentlich wen anschaut - untermalt von "beinahe echten Zirkusinstrumenten".

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