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Kultur: Vorbeben, Nachbeben

Zweifellos ist Michael Jarrell, 1958 in Genf geboren, unter anderem von Klaus Huber in Freiburg ausgebildet und mittlerweile Professor an der Musikhochschule Wien, ein gestandener Komponist. Was jedoch seine Musik bei einem so ambitioniert das Neue suchenden Festival wie MaerzMusik zu suchen haben könnte, ist nicht recht einzusehen.

Zweifellos ist Michael Jarrell, 1958 in Genf geboren, unter anderem von Klaus Huber in Freiburg ausgebildet und mittlerweile Professor an der Musikhochschule Wien, ein gestandener Komponist. Was jedoch seine Musik bei einem so ambitioniert das Neue suchenden Festival wie MaerzMusik zu suchen haben könnte, ist nicht recht einzusehen. So hätte man bei diesem Angebot der Ernst von Siemens Musikstiftung, künftig hier ihre Preisträger vorzustellen, besser etwas genauer hinschauen sollen.

Ein großer Erfolg wurde dieser erste Siemens-"Salon" im Konzerthaus trotzdem. Ein aufgeschlossenes Publikum goutierte eine vergleichsweise pflegeleichte, durch Spiellaune zugängliche Musik, für die sich die Musik-Fabrik Nordrhein-Westfalen einsetzte. "Assonance" nennt Jarrell eine Reihe von über die Jahre verteilten Stücken, denen es um den "Gleichklang von Farben und wohl auch Bewegungsformen zu tun ist. "Assonance II" (1989) für Bassklarinette solo bindet schattenhafte Triller und weiche Echorufe in fulminante Virtuosität ein. "Assonance VII" (1991) für Schlagzeug solo lebt von der effektvollen Kombination von Instrumenten bestimmter und unbestimmter Tonhöhe, Gongs und Tamtam, Vibraphon und Cymbeln. Solche Klangfarbenkunst verdichtet sich in "Assonance III" (1989) für Bassklarinette, Violoncello und Klavier zur Dramaturgie eindrucksvoller Steigerungen und ihren Nachbeben.

Zur Erhellung seines musikalischen Profils hatte der Komponist noch drei andere Werke ausgewählt. Sein Schüler Marcel Reuter (geboren 1973) versucht sich an einer mehr spektral aufgeladenen Klangauslotung. Seine "Drei Bagatellen" (1999) vermögen aber - trotz einiger "Pizzikato"-Folgen - kaum die Charaktere von Flöte und Klavier zu verschmelzen. In wenig sensibler Darbietung blieb auch das aparte Flair von Claude Debussys Sonate für Flöte, Viola und Harfe etwas unterbelichtet. Da musste dann schon das älteste Stück des Abends herhalten sowohl für Komplexität auf engstem Raum und Einheit von Konstruktion als auch für Klang und Ausdruck: vier Stücke für Klarinette und Klavier von Alban Berg aus dem Jahre 1913.

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