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Kultur: Vorbild Fußball

Wie Konzertveranstalter mit personalisierten Eintrittskarten den Schwarzmarkt bekämpfen

Es ist später Abend, das Konzert der Lieblingsband beginnt in wenigen Stunden und plötzlich sagt der Babysitter ab. Jetzt schnell einem Bekannten die Konzertkarte in die Hand drücken und ihm viel Spaß für den Abend wünschen: Bei der Take That-Tour im Juli 2011 soll das nicht mehr möglich sein. Zumindest nicht ohne Umweg, denn die Karten werden vom Tournee-Veranstalter, der Berliner Agentur MCT, personalisiert. Das heißt, der Name des Käufers steht auf der Karte und wird am Einlass kontrolliert. Wer sein Ticket weitergeben möchte, muss den Personalausweis des Neu-Besitzers einscannen und auf einer Website hochladen – gegen eine Gebühr von wahrscheinlich sieben Euro. Die neue Eintrittskarte wird dann per Mail versandt.

Damit wollen die Veranstalter von großen Popkonzerten den SchwarzmarktHandel unterbinden. Dieser Kampf nimmt gerade an Intensität zu, bestätigt Jens Michow, Präsident des Bundesverbandes der Veranstaltungswirtschaft: „Das unlautere Abkassieren argloser Musikfans durch Zwischenhändler nimmt leider stetig zu. Mit unserem Bemühen, die Geschäftemacherei mit rechtlichen Mitteln zu unterbinden, waren wir trotz diverser Gerichtsprozesse leider nur eingeschränkt erfolgreich.“ Verlässliche Zahlen über den Umsatz der illegalen Weiterverkäufer gibt es nicht. Insgesamt setzte die Veranstaltungsbranche im Jahr 2009 allein mit Musikkonzerten 2,27 Milliarden um – ein attraktives Betätigungsfeld für Schwarzhändler.

Rechtlich gesehen bewegen sich Internetportale, die teilweise nur Minuten nach dem offiziellen Ausverkauf der Karten bereits stattliche Sortimente zu ebensolchen Preisen anbieten, in einer Grauzone. Es gibt auch immer wieder Gerüchte um Veranstalter, die mit Zweitverkäufern unter einer Decke stecken und so ihre Gewinnspanne erhöhen. Zudem steigert ein schnell ausverkauftes Konzert den Hype um ein Ereignis.

Von den personalisierten Karten sollen Fans und ehrliche Konzert-Organisatoren gleichsam profitierten. Allerdings dürfte sich der Aufwand nur bei großen Tourneen lohnen, wie etwa der letzten Rammstein-Tour. Dass die Zweitverwerter sich den neuen Bedingungen anpassen und für ihre Kunden massenweise Tickets umpersonalisieren, glaubt Michow nicht: „Wenn Sie eine Regel brechen wollen, gibt es immer einen Weg. Aber der Aufwand für die Internet-Portale würde sich meiner Ansicht nach nicht lohnen.“

Sowohl er als auch MCT-Chef Scumeck Sabottka und andere Befürworter der Karten-Personalisierung verweisen immer wieder auf das positive Beispiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, wo es ja auch geklappt habe mit den Namen auf den Karten. „Die personalisierten Tickets waren insgesamt ein großer Erfolg, vor allem, weil wir Gewaltbereite fernhalten und den Schwarzmarkt empfindlich schwächen konnten“, sagt Christof Ehlen, damals für die elektronischen Zugangskontrollen beim DFB verantwortlich.

Allerdings betont er auch, dass nicht alle Fans kontrolliert wurden, weil das zu zeitaufwendig gewesen wäre. Ein Hinweis, der die Betreiber von Portalen wie Viagogo motivieren könnte. Dass sie sich tatsächlich nicht von der neuen Praxis abschrecken lassen, sieht man daran, dass sie auch für Take That Karten im Angebot haben. Wer ein solches Ticket – bedruckt mit einem fremden Namen – kauft, geht das Risiko ein, am Eingangstor abgewiesen zu werden. Nik Afanasjew

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