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Kultur: Vorlieben

Zwei Frauen, zwei Karrieren, dasselbe Geschäft: Die eine ist Angelika Mann, wiederauferstandener Liebling der DDR-Unterhaltung.Die andere ist Hella von Sinnen, die die Geister in der deutschen Fernsehunterhaltung seit Jahren erfolgreich scheidet.

Zwei Frauen, zwei Karrieren, dasselbe Geschäft: Die eine ist Angelika Mann, wiederauferstandener Liebling der DDR-Unterhaltung.Die andere ist Hella von Sinnen, die die Geister in der deutschen Fernsehunterhaltung seit Jahren erfolgreich scheidet.Die beiden trafen sich im Rahmen der Gesprächsreihe "Deutsche Lebensläufe" in der Berliner Kulturbrauerei, erzählten locker aus ihrem Leben.

Wer dachte, Hella von Sinnen würde in einem einzigen hektischen Redeschwall das Gespräch an sich reißen, wurde enttäuscht oder positiv überrascht - je nach Vorlieben.Zu sehr identifiziert man sie mit ihren hysterisch-schrillen Kunstfiguren.Das, was sich unter dem Panzer aus derb-komischer Extravaganz befindet, ist weitgehend unbekannt.

Abgesehen von einigen wohl unvermeidlichen Sketch-Einlagen war sie interessierte Zuhörerin, als Angelika Mann von den Bedingungen erzählte, unter denen man als Jazz- und Bluessängerin in der DDR gearbeitet hat."Der Musikerberuf war in der DDR höher angesehen als in der BRD", sagte sie in Anlehnung an die Schwierigkeiten bei der Wohnungssuche, nach der Ausreise nach Deutschland, weil ihr Mann, der Jazzgitarrist Udo Weidemüller, keinem "ordentlichen" Beruf nachgeht.Sie erinnerte sich aber auch daran, daß die Instrumente zehnmal so teuer waren wie im Westen, und daß "irgendwann nichts mehr weiterging" und sie deshalb den Ausreiseantrag stellte.Es sei frustrierend gewesen, mitanzusehen wie andere Bands mit der Unterstützung der Partei auf Europatournee gehen konnten und ihr in 13 Jahren gerade mal eine LP-Aufnahme ermöglicht wurde."Ich war nie in der FDJ oder der Partei und ich ging auch nicht wählen; die Partei war, glaube ich, sogar ganz froh, als ich 1984 in den Westen ging.", sagt sie.Im Westen kannte sie anfangs niemand, 1987 begann ihr Wiederaufstieg als vielgelobte "Lucy" in der "Dreigroschenoper".

In einem waren sich die beiden Komikerrinnen einig: Die Tatsache, daß man sie beide in der Wahrnehmung bisweilen auf ihre stattlichen Körper reduziert, geht ihnen "heftig auf die Eierstöcke".Zu diesem Thema zog Hella von Sinnen dann doch kräftig vom Leder.Daß sie mit ihrer provokanten Art stark polarisiert, sei ihr recht: "Ich wollte immer berühmt werden, da ist es mir lieber, man haßt mich, als man nimmt mich gar nicht wahr." Auch in ihrer Heimatstadt Gummersbach sei man über den prominenten Sproß nicht immer glücklich.Auf die Frage, ob sie Ehrenbürgerin in Gummersbach sei, lacht sie und entgegnet mit Blick auf ihre Lebenspartnerin Cornelia Scheel: "Eher kann ich Conny heiraten und schwängern."CHRISTIAN KOFLER

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