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Kultur: Vorschau: Babel & Co

Als vor drei Jahrzehnten die Institution der Künstlersozialversicherung eingerichtet wurde, deren Sinn heute von niemandem mehr ernsthaft in Frage gestellt wird, haben die Verwerter verzweifelt die Hände ringend ihren ökonomischen Untergang prophezeit, und den kulturellen des Abendlandes gleich mit dazu. Zur Zeit wird um eine Gesetzesnovelle gekämpft, in der die Stellung der Urheber gegenüber den Verwertern gestärkt werden soll, und wieder malen diejenigen mit dem großen Geld am Bild des armen Verlegers, der an Stelle von Spitzwegs Poet unterm Dach seine Existenz fristet.

Als vor drei Jahrzehnten die Institution der Künstlersozialversicherung eingerichtet wurde, deren Sinn heute von niemandem mehr ernsthaft in Frage gestellt wird, haben die Verwerter verzweifelt die Hände ringend ihren ökonomischen Untergang prophezeit, und den kulturellen des Abendlandes gleich mit dazu. Zur Zeit wird um eine Gesetzesnovelle gekämpft, in der die Stellung der Urheber gegenüber den Verwertern gestärkt werden soll, und wieder malen diejenigen mit dem großen Geld am Bild des armen Verlegers, der an Stelle von Spitzwegs Poet unterm Dach seine Existenz fristet. Bei einer Bundestagsanhörung sagte der Justiziar der Verlagsgruppe Random House (Bertelsmann), dass das neue Gesetz zugunsten der Autoren ein "Erpressungspotenzial" gegen den Konzern mit sich bringe. Wenn es nicht so klebrig wäre, könnte man darüber lachen: Schamlos wimmern die Riesen vor der Übermacht der Zwerge.

Hinzu kommt noch, dass sich viele kleine Verleger vor den Karren der großen Häuser spannen lassen. In Wahrheit geht es nicht nur um die angemessene Vergütung von Übersetzern, obwohl dies dringend notwendig ist; es geht auch nicht nur um angemessene Autorenhonorare (10 Prozent vom Ladenpreis vermindert um die Mehrwertsteuer); es geht überhaupt nicht in erster Linie um die Buch-, sondern um die Zeitungsverleger. Und jetzt wird es sehr delikat. Es ist ja nicht unbedingt zu erwarten, Pressefreiheit hin oder her, dass die Zeitungsverleger es hinnehmen, wenn in ihren Zeitungen etwas Kritisches gegen ihre Verlage gesagt wird. Jedenfalls: Der Konflikt, der gerade um die Neuregelung des Urheberrechtes ausgetragen wird, hat sein Epizentrum keineswegs bei den kleinen Buchverlagen, die sich gerne an die Jammerfront schicken lassen, sondern bei den großen Medienkonzernen.

Deshalb ist die Veranstaltung, die am Mittwoch um 20 Uhr in der Literaturwerkstatt über die "Novellierung des Urhebervertragsrechtes" stattfindet, auch eher am Rande interessant. Thomas Brovot vom Übersetzerverband und Fred Breinersdorfer als Autorenvertreter werden Eckhardt Barthel, dem kulturpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, noch einmal ihre berechtigten Anliegen nahe bringen, während Claudia Baumhöver vom Hörverlag und Susanne Schüssler vom Wagenbach Verlag wieder einmal das Menschenrecht auf "Mischkalkulation" proklamieren werden, womit in irritierender Selbstgerechtigkeit die Überzeugung verbunden ist, dass die Autoren nicht ihrer eigenen "Mischkalkulation" folgen dürfen, sondern sich der ihres Verlages zu unterwerfen haben.

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