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Kultur: WAF!

Schönes Westfalen: „Die Frau, die an Dr. Fabian zweifelte“

Was wird dem Westfalen nicht alles angedichtet! Zwischen Münster, Gütersloh und Detmold, wo die langen Nachn gedeihen wie die Zuckerrüben auf dem Acker, ist angeblich die Maulfaulheit und Grundmuffeligkeit unüberwindbar, das sogenannte "Stickum"-Sein. Ebenso wichtig allerdings ist ein anderer Wesenszug des Westfalen: seine Grundbollerigkeit – jene Fähigkeit, sehr schnell sehr laut zu werden und dabei das geradlinige Wort zu suchen.

Dieses Aktivpotenzial verkörpert Dieter Pfaff in „Die Frau, die an Dr. Fabian zweifelte“ so vital wie formatfüllend. Der notorische Fernsehdicke schafft es aber auch, dem Bild des Westfalen - und des Dicken - wunderbar sensible Momente zu verleihen, wenn er mit seinem verbeulten Abschleppwagen durch die Pampa knattert. „WAF“ (Warendorf) steht auf dem Nummernschild. Wird aber in dieser Gegend gern übersetzt mit „Welcher Affe fährt“. Im Kreis Warendorf sieht man oft betagte Mercedes-Diesel mit Pferdeanhängern. Doch Pfaff, der den bierwampigen Vater eines missratenen Kleindealers gibt, macht weder sich zum Affen noch den Westfalen als solchen.

Die Geschichte hat, offen gesagt, mit Westfalen wenig zu tun. Auch Regisseur Andi Rodenhagen, 1965 in Pirmasens geboren, kann mit Westfalen nicht viel anfangen, abgesehen davon, dass sich dort modernde Gehöfte und romantische Wälder finden, in denen man preiswert einen Film drehen kann. Macht nix. Denn sein erster Spielfilm schafft es mit humorig-derbem bis zart-moralischem Ton, eine verwickelte Komödie mit Dönekes und allerlei Splatter zu einem angenehm konfusen Ende zu führen – wenn auch nicht so kauzig wie der frühe Buck.

In der Rolle von Papa Willi sperrt Pfaff seinen Sohn in einen Hundezwinger. Paul (Robert Glatzeder) hat das Medizinstudium geschmissen, seinen Eltern aber gute Fortschritte vorgegaukelt. Weil Paul offenbar zum Junkie geworden ist, sperrt Papa ihn ein und überreicht ihm den titelgebenden Arztroman zum Auswendiglernen – eine schwere Probe für jeden, der nur halbwegs lesen kann. Papa selbst haust wie ein Punk, seit Mutti weg ist, und ernährt sich von Hansa-Pils und Spiegeleiern. Über ihre verlorenen Träume kommen sich Vater und Sohn allmählich näher. Schön. Noch was? Ja: Im Sommer sehen ostwestfälische Wiesen allerliebst aus. Ralph Geisenhanslüke

Blow Up, Filmkunst 66, Moviemento un

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