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Wagners „Fliegender Holländer“ in der Philharmonie: Donald Runnicles gibt volles Rohr

Noch ein konzertanter Wagner: Donald Runnicles dirigiert den "Fliegenden Holländer" in der Berliner Philharmonie mit Leidenschaft - und nicht gerade filigran.

Es ist seltsam und gegen alle Theatererfahrung, wie hier die Rolle des abgemeldeten Verlobten im „Fliegenden Holländer“ mit feinem Profil dominiert. So singt Klaus Florian Vogt die Traumerzählung und Cavatine in einem Romanzenton, der ohne Sentimentalität aus einer anderen Welt, „unnahbar euren Schritten“, zu kommen scheint. Mit dem Kolorit seines Tenors und intelligenter Textinterpretation macht er die dramaturgische Hilfsfigur des Jägers, des Fremdlings unter Seeleuten, zu einem wahren Außenseiter.

Er heißt Georg, noch nicht wie später endgültig Erik. Denn die Deutsche Oper spielt in der Philharmonie die Urfassung von 1841, die zu Richard Wagners Lebzeiten nicht erklungen ist. Da man die Aufführung mit dem „Geisterschiff“ (Vaisseau fantôme) von Dietsch kombiniert, der französischen Oper nach Wagners in Paris aus Not verkaufter Vorlage (Konzerthaus am 4. Juni, 20 Uhr), ergibt sich eine klingende Lektion zur Entstehungsgeschichte des Werkes.

Ein konzertanter „Holländer“ nach dem brillanten , teilweise kammermusikalischen (!) von Marek Janowski und Philipp Stölzls szenischer Vision an der Staatsoper wird nicht unbedingt gebraucht. Aber umjubelt. Unter Donald Runnicles kommt die Musik aus vollem Rohr, das Gegenteil von filigran. Dass er mit den Rampensängern in seinem Rücken nicht den besten Kontakt hat, stört die dirigentische Leidenschaft kaum. Mordsforte herrscht vor. Matrosen- und Mädchenchöre funktionieren glanzvoll. Ricarda Merbeth, eher erfahrene „Frau Fliegende Holländerin“ (Heinrich Heine) als träumende Senta, bewältigt alle Höhen, inklusive der in dieser Fassung um einen Ton höheren Ballade.

Samuel Youn steigert sich so in die Rolle des bleichen Seemanns, dass sein Gesang verzweifelt lebenswahr wird. Runnicles erreicht die schönsten Stellen mit dem Orchester der Deutschen Oper, wenn es allein spielt, schwungvoll und tänzerisch.

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