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Waldschlößchenbrücke: Licht am Ende des Tunnels

Während der Streit um den Bau der Waldschlößchenbrücke im Unesco-geschützten Dresdner Elbtal eskaliert, zeigen immer wieder unbeteiligte Experten Wege aus der Misere.

Berlin - So fordert die Direktorin der Abteilung Baukunst der Berliner Akademie der Künste, Donata Valentien: Durch die Unesco - Welterbeliste geschützte Städte sollten sich trotz ihrer strengen Denkmalauflagen einer Weiterentwicklung nicht verschließen. "In Städten wie Köln, Dresden und Regensburg geschieht etwas, was seit Jahrhunderten geschieht: man baut an einer Stadt weiter".

Das müsse prinzipiell auch in Dresden möglich sein. "Man kann nicht Nein sagen, wenn es keine Alternative gibt", betonte sie. Das neue Bauwerk müsse dann aber ästhetisch so anspruchsvoll sein, dass es vor einer historischen Kulisse standhalten könne.

Expertin: "Da ist viel Kultur verloren gegangen"

Nach Ansicht der Architektur-Expertin hat die Unesco das Recht, jeden einzelnen Fall "außerordentlich sorgsam" zu prüfen. "Sie zwingt uns, wieder bessere Qualitätsmaßstäbe anzulegen", sagte sie. Viele alte Städte lebten von ihren traumhaften Brücken. Es sei nie diskutiert worden, dass eine historische Altstadt keine Brücke haben dürfe. Aber es werde mehr und mehr vernachlässigt, Brücken als echte Baukunstwerke zu sehen. "Da ist viel Kultur verloren gegangen", sagte die Expertin.

Das Beispiel Dresden zeige, dass dort eine Stadt unter Schutz gestellt wurde, die an einer Flusslandschaft entstand, die aber auch immer verändert wurde. "Die Stadt ist größer geworden, und wenn dort eine Brücke nötig ist, dann muss man sich sehr sorgfältig damit auseinander setzen", sagte Valentien. Der jetzt vorliegende Brückenentwurf habe eine "wahnsinnige Dimension" und sollte noch einmal kritisch überprüft werden. Sie habe Verständnis dafür, dass die Unesco interveniert. "Vor so einer historischen Kulisse müsste man schon eine andere Lösung finden, als wenn sich rechts und links ein Gewerbegebiet anschließt", sagte Valentien.

Kulturstaatsminister solle sich ins Zeug legen

Historische Städte dürften nicht unter eine Käseglocke gestellt werden. Das sei auch früher nie so gewesen. Es wäre "ein deprimierendes Zeichen, wenn unsere Zeit nichts hinzuzufügen hätte, was man später als schön empfindet". Auf gar keinen Fall aber dürfe neu Hinzugefügtes historisierend sein. "Architektur von heute muss man auch ansehen, dass sie von heute ist."

Nach Ansicht der kulturpolitischen Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, Katrin Göring-Eckhardt, sollte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sich nochmals "ins Zeug legen" bei seinen Parteikollegen in Sachsen, um einen Kompromiss im Brücken-Zwist zu erreichen. Der Bürgerwille vor Ort müsse zwar berücksichtigt werden, aber man sei durch die Befragung weder an den Ort noch an den Entwurf der Brücke gebunden, sagte die Politikerin. Da könnten sich Stadtrat und das Land flexibel zeigen und das kulturelle Erbe sowie die aktuelle Verkehrsplanung unter einen Hut bringen. "Beides ist meiner Ansicht nach möglich", fügte sie hinzu.

Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz erinnerte daran, dass die Welterbekonvention von der Bundesregierung unterzeichnet worden ist. Sie müsse also auch deren Einhaltung garantieren, sagte die Sprecherin der Stiftung, Ursula Schirmer. Der Titel als Weltkulturerbe werde vielfach zu sehr als touristische Auszeichnung benutzt. "Aber es handelt sich dabei um mehr als einen Webegag", betonte Schirmer. Die Auszeichnung bringe stattdessen viele Pflichten mit sich, denen man sich bewusst sein müsse. (tso/ddp)

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